Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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siiltzter Gegenstand fällt nicht um, so lange sich sein Schwerpunkt senkrecht 
über seiner Unterstützung? fläche befindet. Daher erklärt cs sich, daß schiefe Türme 
(zu Pisa, Bologna rc.), Mauern, Säulen k. oft noch lauge vor dem Umfallen bewahrt bleiben. 
Wie neigen >vir unsern Körper, wenn wir eine Last auf dem Rücken, vorn in den Hän¬ 
den, in der linken Hand rc. tragen, oder wenn >vir bergan steigen? (Warum?) Weshalb be¬ 
nutzen Seiltänzer eine Balancierstange? 
1>. Lassen wir eine Kugel, deren eine Hälfte aus Holz, die andre aus Blei besteht, 
auf den Tisch rollen, so lvird sie zuletzt aus der bleiernen Hälfte stehen bleiben, weil hier 
der Schwerpunkt liegt. Es ist zwar möglich, die Kugel auch auf der hölzernen Seite zum 
Stehen zu bringen, allein sie liegt so sehr unsicher und wird bei der geringsten Erschütte¬ 
rung die umgekehrte Lage einnehmen. Der Schwerpunkt zeigt das Bestreben, stets 
die tiefste Stelle einzunehmen. Rettungsböte haben daher stets leichte Scitenwände, 
aber einen sehr schweren Boden. Sie schlagen deshalb auch nicht so leicht um. Tritt aber 
dieser Fall dennoch ein, so treten sie gleich wieder von selbst in ihre ursprüngliche Lage 
zurück. (Wie kommt cs, daß sich die kleinen „Stchaufchcn" wieder von selbst aufrichten, 
wenn sie niedergelegt werden? —) Eine Flasche, auf den Hals gestellt, fällt leichter um, als 
wenn sie auf den Boden gestellt wird. Auch steht eine gefüllte Flasche fester als eine leere. 
Aus allen diesen Beispielen ergiebt sich: Ein Körper steht desto fester, je tiefer 
sein Schwerpunkt liegt und je größer seine Unterstutzungsfläche und sein Ge¬ 
wicht ist. (Warum giebt man der Lampe einen breiten Fuß und gießt letzteren mit Blei 
aus? Zn welchem Zwecke füllt man leere Schiffe mit Ballast? Warum können hoch mit 
Stroh oder Heu beladene Wagen auf schiefem Wege leicht umwerfen?) 
5. Der gkeicHcrrmrge Kebek. Wir nehmen eine unbiegsanie, überall gleich 
dicke Stange von 60 cm Länge, die in der Mitte durchbohrt ist und auf welcher durch 
Striche die cm bezeichnet sind. Diese Stange hängen wir wagerecht zwischen zwei 
senkrecht auf einem Brette befestigte und oben durchbohrte Stangen, indem wir durch 
die Löcher derselben und die Durchbohrung der wagerechten Stange einen glatten 
Draht schieben. Die senkrechten Stangen müssen soweit von einander entfernt und 
die Löcher so groß sein, daß die Querstange sich bequem um den Draht, ihren Unter- 
stützungspnnkt, drehen läßt. Die Querstange stellt einen Hebel dar, denn: jede un¬ 
biegsame Stange, die sich bequem um ihren Unter stütz uugs Punkt drehen 
läßt, heißt Hebel. 
In der Ruhe befindet sich der oben beschriebene Hebel im Gleichgewicht. Hängen 
wir aber an das eine Ende des Hebels ein Gewichtstück von z. B. 50 g, so sinkt das be¬ 
lastete Ende hinab. Das Gleichgewicht ist gestört. Hängen wir jedoch an das andere 
Hebelende ebenfalls 50 g, so ist das Gleichgewicht wieder hergestellt. (Wo muß, um 
das Gleichgewicht herzustellen, das zweite Gewicht hängen, wenn das erste nicht am 
Ende, sondern 10, 20 oder 30 cm vom Unterstützungspunkte entfernt ist?) Die 
Strecken zwischen dem Unterstützungspuukte und dem Punkte, wo das Gewicht an¬ 
greift (Angriffspunkt), nennt man die „Arme". Sind die Arme gleich lang, so haben 
wir einen „gleicharmigen" Hebel, im andern Falle einen „ungleicharmigen". Bezeich¬ 
net man das eine Gewicht als Last, das andere als Kraft (Last- und Kraftarm), so 
ergiebt sich aus obigem Versuche: Der gleicharmige Hebel ist im Gleichgewicht, 
wenn die Kraft der Last gleich ist. Auf dieses Gesetz gründet sich die Einrich¬ 
tung der Krämerwage. Dieselbe besteht aus dem Wagebalken, dem Unterstützungs¬ 
punkte (Achse), der Schere, der Zunge und den beiden Wageschalen. (Welcher Teil 
stellt den Hebel dar? Wozu dient die Zunge? die Schere?) 
6. Der ungleicharrnige Kebel. Wenn die Arbeiter einen schweren Stein zu heben 
haben, so bedienen sie sich dabei gewöhnlich einer eisernen Stange, der sog. „Brechstange". 
Das eine Ende derselben stoßen sie unter den Stein; sodann legen sie eine Walze mög¬ 
lichst nahe am Stein als Stütz- oder Drehpunkt unter die Brechstange, drücken letztere 
am andern Ende mit den Händen abwärts — und siehe da, der Stein bewegt sich. Ein 
ähnlicher Versuch läßt sich auch mit einem Lineal und einem Mauersteine, Buche rc. an¬ 
stellen. Brechstange und Lineal sind als Hebel benutzt. Da aber der Stützpunkt derselben 
nicht in der Mitte liegt, so bilden dieselben „ungleicharmige" Hebel. 
Um die Wirkung derselben geilauer kennen zu lernen, stellen wir wieder Versuche mit 
dem von uns angefertigten Hebel (vorig. Abschn.) au. Wir legen auf den Lastarm in einer 
Entfernung von 10 cm vom Drehpunkte 10 g und auf den Kraftarm in derselben Lut-
	        
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