Full text: Der Deutsche Kinderfreund

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II. Erzählungen 
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8. Das ordentliche und reinliche Kind. 
Älbert hatte arme, aber sehr rechtschaffene und verständige 
Aeltern. Sie wohnten in einem engen Stübchen, aber den¬ 
noch sah es immer ordentlich und reinlich in ihrer Wohnung 
aus; denn Albertö Mutter konnte es nicht leiden, daß die 
Sachen umher lagen, oder daß der Fußboden voll Staub und 
Schmuz war. Des Morgens war es ihr erstes Geschäft, die 
ganze kleine Wohnung zu reinigen, die Betten zu machen, und 
frische Luft in die Stube zu bringen. Wie hätte wohl Albert 
ein unordentlicher Mensch werden können, da seine Mutter ihm 
ein so gutes Beispiel gab! Man sah auch an ihm recht deut¬ 
lich, wie gut es ist, wenn Kinder sich früh an Ordnung und 
Reinlichkeit gewöhnen. Albert hätte sich nimmermehr ent¬ 
schlossen, mit herumhängenden Haaren oder schmuzigen Hän¬ 
den, wie manche unordentliche Kinder, in die Schule zu gehen; 
es wäre ihm nicht möglich gewesen, Tagelang den Schmuz 
an seinen Stiefeln sitzen zu lassen, oder die mit Tinte be¬ 
steckteil Hände an feinen Kleidungöstükken abzuwischen, wie 
es so viele unreinliche Kinder thun. Nie sah man ihn anders, 
als mit ausgekämmten Haaren und gewaschenen Händen ir 
die Schule gehen; sein Rock war immer sorgsälng ausge> 
bürstet, seine Stiefeln waren gesäubert, und in seinen Schul¬ 
büchern war kein Fleck und kein Ohr zu finden. Seinen 
Hut warf er nie unter den Tisch, und mit der Tinte ging 
er immer sehr behutsam um; auch fehlte es ihm nie an einem 
Taschentuche. Der reinliche und ordentliche Albert war die 
Freude seiner Aeltern und seiner Lehrer. 
9. Der Lügner. 
Heinrich wurde von seinen Aeltern nach dem Posthause ge¬ 
schickt, um einen Brief abzugeben, an welchem sehr viel ge¬ 
legen war. Auf dem Wege begegnete ihm Franz mit eini¬ 
gen andern Knaben. Franz war ein zänkischer Knabe, und 
besonders war er mit Heinrich beständig im Streit, weil 
dieser eine heftige Gemüthsart hatte, und also leicht gereizt 
war. Auch dies Mal gericthen sie mit einander in Streit, weil 
keiner dem andern aus dem Wege gehen wollte. In der Hitze 
des Streits ließ Heinrich den Brief fallen, trat darauf, und 
beschmuzte ihn dabei so sehr, daß die Aufschrift nicht mehr 
zu lesen, und das Papier durchlöchert war. Was sollte er nun 
anfangeil? Wenn er zu Hause kam, und Alles gestand, was
	        
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