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Pflanzenkunde. 
aus dem über der Krone stehenden (oberständigen) Stempel, aus dem sich 
nach dem Verblühen die Frucht, eine dreifächerige Kapsel, entwickelt. 
Die schönsten Tulpenzwiebeln kommen aus Holland (Harlemer Zwie¬ 
beln). Im 17. Jahrhundert wurde dort mit Tulpenzwiebeln ein lebhafter 
Handel betrieben, und einzelne Spielarten wurden mit ungeheuren Preisen 
bezahlt. (Ein Tulpenliebhaber gab einst für eine Zwiebel 14 Morgen 
gutes Ackerland.) 
Die Hyazinthe hat 5—6 linealische Blätter, zwischen denen der runde Schaft mit 
6—40blütiger Traube steht. Blüten rot, blau, weiß und wohlriechend. Die weiße 
Lilie hat einen meterhohen, schlanken Schaft (Lilienstengel), der mehrere glockenförmige, 
weiße Blüten trägt, deren Blättchen an der Innenseite kleine Honigbehälter haben. 
Im Morgenlande wächst sie wild; sie blüht im Juli und August. Die Feuerlilie hat 
große orangerote Blüten und braunrote Staubblätter. Die Kaiserkrone, deren braun¬ 
rote Blüten wie Glocken unter dem am Ende des Schaftes stehenden Blattbüschel 
hängen, stammt aus dem Morgenlande. Die große, schuppige Zwiebel ist giftig und 
hat einen widerlichen Geruch. 
Die gemeine Gartenzwiebel wird aus Samen und Steckzwiebeln gezogen und 
dient als Küchengewürz. Die Blätter sind hohl und röhrenförmig; der Schaft ist 
in der Mitte bauchig. Die Blüten stehen in einer Dolde am Ende des Schaftes und 
sind vor dem Aufblühen von einer Blütenscheide eingeschlossen. Die Zwiebeln enthalten 
einen scharfen, schleimigen Saft. Der Knoblauch, dessen Blütenscheide 20—30 eirunde 
Zwiebelchen und einige langgestielte Blüten umschließt, dient wie die Blätter des 
Schnittlauchs als Küchengewürz. 
Den Lilien verwandt ist die auf den Wiesen wachsende giftige Herbstzeitlose. Aus der 
eirunden Knolle kommt im Herbst ein kurzer Schaft mit einer lilafarbenen Blüte; im näch¬ 
sten Frühjahr erscheinen die lanzettlichenBlätter, und zwischen denselben sitzt dieFruchtkapsel. 
§ 2. Die gemeine Schlüsselblume, Primel, Himmelschlüssel, hat ihren 
Namen daher, daß sie zu den ersten Frühlingsblumen gehört und ge¬ 
wissermaßen den Frühlingshimmel und den Blumengarten des Frühlings 
ausschließt. Die eiförmigen Grundblätter bilden eine Rosette. Die runzelige 
Blattfläche, oberseits hellgrün, unterseits flaumhaarig, am Rande um¬ 
gerollt, verschmälert sich allmählich in den Blattstiel. Aus der Mitte der 
Blütterrosette erheben sich die 15—20 cm hohen, weichhaarigen Blüten- 
trüger. Die Blüten stehen am Ende der Schäfte auf etwas überhängenden 
Bliitenstielchen, die alle an einem Punkte entspringen und fast gleich lang 
sind. Ein solcher Blütenstand heißt einfacher Schirm oder Dolde. Die 
einzelnen Blüten sind vollständig. Der grüngelbe, röhrenförmige Kelch 
ist am Saume fünfspaltig. Die zitrongelbe, wohlriechende Krone ist am 
Grunde röhrig, am Saume bteilig; am Schlunde der Krone befinden sich 
5 safrangelbe Flecke. Die 5 Staubblätter sind mit der Kronenröhre ver¬ 
wachsen. Das Himmelschlüsselchen wächst in Wäldern und Gebüschen. 
In Gärten pflanzt man das große Himmelschlüsselchen, bei dem sich bisweilen 
innerhalb der Blüte noch eine zweite Blütenknospe entwickelt, so daß es aussieht, als ob 
zwei Blüten ineinander steckten. Die Anrikcl, in den Alpen wild, mit fast ungestielten, 
verkehrt-eiförmigen Blättern und verschiedenfarbigen Blüten, wird auch im Garten gezogen. 
Verwandt ist das Alpenveilchen, mit scheibenförmigem, fleischigem Wurzelstock, 
herzförmigen Blättern und bläulichroten Blüten. Topfgewächs; giftig. 
Z 3. Das wohlriechende Veilchen findet sich auf sonnigen Grasplätzen 
und unter Gebüschen; auch pflanzt man es in Gärten an. Aus dem mehr¬
	        
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