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I. Gartenblumen und Zierpflanzen.
köpfigen Wurzelstocke kommen die herzförmigen, gekerbten Blätter und die
feinen Blütenstiele, die in der Mitte zwei kleine Deckblättchen tragen. An
jedem Stielchen sitzt eine nickende Blüte. Kelch und Krone sind unregel¬
mäßig; denn die einzelnen Blättchen sind ungleich groß. Von den fünf
violetten Blütenblättern trägt das untere einen Sporn und steht auf
zwei Kelchzipfeln; die beiden seitlichen sitzen auf je einem und die beiden
obersten Blättchen zusammen auf einem Kelchzipfel. Die ersten Blüten
gelangen gewöhnlich nicht zur Fruchtbildung. Nach dem Verblühen treibt
der Wurzelstock Ausläufer, die am Grunde von lanzettlichen Neben¬
blättchen umgeben sind. Diese Ausläufer wurzeln in der Erde, und so
entstehen neue Pflanzen. Das Veilchen enthält in allen Teilen einen
brechenerregenden Stoff; aus den Blüten gewinnt man den Veilchensirup,
der als Farbstoff benutzt wird.
Das Stiefmütterchen oder dreifarbige Veilchen wächst wild auf Äckern, wird
aber auch als Gartenblume gezogen.
§ 4. Die Gartennclke hat einen gegliederten, ausdauernden Wurzel¬
stock, ans dem sich grundständige Blätter und einfache, durch Knoten
gegliederte Stengel erheben. Die schmalen, parallelnervigen Blätter, die
den Grasblättern ähnlich sind, sitzen zu zweien an den Knoten und um¬
fassen den Stengel. Der röhrenförmige, fünfspaltige Kelch ist am Grunde
von vier Deckschuppen umgeben. Die Krone besteht aus fünf Blättern,
an denen man den unteren, verschmälerten Teil fBlattnagel) und den
oberen, ausgebreiteten Teil (Saum) unterscheidet. In der Blüte stehen
zehn Staubblätter und ein fünffächeriger Stempel. Die Frucht ist eine
vom Kelch umschlossene Kapsel. Die Gartennelke stammt aus Südeuropa,
wo sie wild vorkommt. Sie wird wegen ihrer wohlriechenden Blüten in
einer Menge Abarten, die sich in Größe, Farbe und Zeichnung der
Blumen unterscheiden, als Zierpflanze im Freien und in Töpfen gezogen.
Man vermehrt sie durch Ableger oder Senker.
Wildwachsende Nelkenarten sind: die Kuckuckslichtnelke, mit roten Blütenblättern,
die bis zur Mitte vierspaltig sind. Die klebrige Lichtnelke, Pechnelke, unterscheidet
sich von der vorigen durch die hellroten, ungeteilten Blumenblätter; sie sondert an den
Stengelknoten ein pechartiges Weichharz aus. Die gemeine Kornrade ist ein lästiges
Unkraut unter dem Getreide.
Mit den Nelken verwandt sind die Mieren oder Sternkräuter. Zu ihnen gehört
die bekannte Vogelmiere, deren leicht zerbrechlicher, saftiger Stengel, mit eiförmigen,
gegenständigen Blättern, von Vögeln gern gefressen wird.
§ 5. Der schwarze Holunder ist ein 3—4 m hoher Strauch mit aus¬
gebreiteten Ästen. Er wächst in Dörfern an Häusern und Ställen. Die
jungen Wurzeltriebe sind schlank, durch Knoten gegliedert und mit Mark
gefüllt. Die älteren Stämmchen sind krumm imb verzweigt, weil die
Endtriebe häusig erfrieren und dann die Seitentriebe zur Entwicklung
kommen, auch schwindet das Mark allmählich, und an seine Stelle tritt
ein feines, hartes Holz. Die Blätter sind gegenständig, gefiedert und
enthalten fünf eiförmige, zugespitzte Fiedercheu, von denen das größte an
der Spitze steht. Im Juli entwickeln sich an den Enden der Zweige die
weißen, stark duftenden Blüten. Der Blütenstand gleicht einem Schirm