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Lande herzustellen und die Wunden des 30jährigen Krieges zu heilen
Der bisher allmächtige Minister Schwartzenberg wurde zwar nicht so¬
fort entlasten, aber aus allen Anzeichen merkte Schwartzenberg, daß.
dies bald geschehen würde. Doch noch ehe es dazu kam, starb eo
plötzlich. — Der Kurfürst stellte die Feindseligkeiten gegen die Schwe¬
den ein; die unzuverlässigen Regimenter seines Vaters und ihre Ober¬
sten, die zugleich dem Kaiser geschworen hatten, entließ er; mit den
Schweden schloß er einen zweijährigen Waffenstillstand, der dann bis
zum allgemeinen Frieden verlängert wurde. Der Kaiser war darüber
erzürnt, aber der junge Kurfürst wußte ihn zu beruhigen.
b) Erwerbungen i m w e st f ä l i f ch e n Frieder:. Der
Kurfürst hatte sich ein kleines, aber treues Heer gegründet, und nun
konnte er auch bei den allgemeinen Friedensunterhandlungen ein ent¬
scheidendes Wort mitsprechen. Er forderte ganz Pommern auf Grund
des Grimnitzer Erbvertrages. Aber die Schweden hatten Pommern
besetzt und toollten es ganz behalten. Nach langen Verhandlungen
erhielt der Kurfürst im Frieden zu Münster und Osnabrück Hinter¬
pommern mit Kammin. Für Vorpommern bekam er die Bistümer
Magdeburg, Halberstadt und Minden.
e) Die Gründung des st e h e n d e n Heeres. Wenn
der Kurfürst in den europäischen Fragen mitreden wollte, mußte er
über ein starkes Heer verfügen. Deshalb vermehrte er es aus 28000
Mann. Früher war es Sitte, daß die Obersten und Hauptleute die
Truppen für ihre Rechnung anwarben und damit ein gutes Geschäft
machten; nun bildete sich der Kurfürst ein landesherrliches Heer, des¬
sen Obersten er selbst ernannte. Bei der Errichtung des Heeres stan¬
den ihm treu zur Seite Otto von Sparr, der Schöpfer des Geschütz¬
wesens, und Derfflinger, der Schöpfer der brandenburgschen Reiterei.
Nach dem Vorbilde des französischen Heeres bekam auch das branden-
burgische Uniform. Die Soldaten waren meist Landeskinder und wur¬
den durch fleißiges Exerzieren vortrefflich für den Kriegsdienst vor¬
bereitet.
d) Kriegerische Erfolge. Teilnahme am schwe¬
disch-polnischen Kriege. 1666—1660. Der polnische König
Johann Kasimir erhob als der letzte Wasa Ansprüche auf die schwe¬
dische Königskrone und versagte dem neuen Schwedenkönige Karl X.
die Anerkennung (1664). Die Folge war ein Krieg zwischen Schwe¬
den und Polen. Der Große Kurfürst wurde von Karl X. genötigt,
ihn als seinen Lehnsherrn in Preußen anzuerkennen und mit ihm ein
Bündnis zu schließen. Der Polenkönig war über das schwedisch-
brandenburgische Bündnis sehr erbittert und drohte dem Kurfürsten,
er werde ihn einkerkern lassen. Allein in der dreitägigen Schlacht bei
Warschau (1666) errangen die Schweden und Brandenburger einen
glänzenden Sieg über die an Zahl weit überlegenen Polen. Zum
Lohne erkannte Karl X. den Kurfürsten als unabhängigen Herzog von
Preußen an. Später traten der Kaiser und die Dänen aus die Seite