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(Stallmeister Froben.) Im Bunde mit einigen norddeutschen Fürsten,
dem Kaiser und Dänemark setzte er den Feldzug gegen die Schweden
fort und entriß ihnen in den folgender! Jahren ganz Vorpommern mit
Rügen. Noch einmal gingen die Schweden zum Angriff über. Sie
fielen von Livland aus in Preußen ein; der Kurfürst eilte dorthin i
auf Schlitten fetzte er über das frische und kurische Haff und säuberte
in wenigen Tagen das Land von den Feinden. — Trotz feiner herr¬
lichen Kriegseriolge gewann Friedrich Wilhelm an Land so gut wie
nichts. Seine Bundesgenossen ließen ihn schmählich im Stich, und
nun zwang ihn der übermächtige Ludwig XIV. 1679 im Frieden zu
St. Germain, die Hommerschen Eroberungen an Schweden zurückzu-«
geben. In seinem Unmut soll damals der Kurfürst ausgerufen haben:
„Möge aus meiner Asche ein Rächer erstehen!" Der Rächer ist Fried-'
rich der Große geworden.
Vorübergehendes Bündnis mit Ludwig XIV.
Der Große Kurfürst zürnte dem Kaiser, weil dieser 1675 die Be¬
sitzungen des ausgestorbenen Herzoghauses von Liegnitz, Brieg unst
Wohlau für sich einzog. Erst 1686 bekam Brandenburg als geringe
Entschädigung den Schwiebuser Kreis. Friedrich Wilhelm sah ein,
daß er sich auf seine bisherigen Verbündeten nicht verlassen konnte,
und schloß ein engeres Bündnis mit Ludwig XIV. Als dieser aber
fortwährend das deutsche Reich angriff, gab der Kurfürst das un¬
natürliche Bündnis auf. Er näherte sich dem Kaiser wieder und
schickte ihm im Türkenkriege 8000 Brandenburger zu Hilfe.
3. Begründung der absoluten Fürstengewalt, a) Kamps
mit den Ständen. Der Große Kurfürst hatte ein starkes Selbst¬
bewußtsein und wollte unumschränkt herrschen. Um die alten Rechte
der Stände kümmerte er sich wenig. Diese wollten aber das Steuer-
bewilligungs- und Mitregierungsrecht nicht ohne weiteres aufgeben.
Den heftigsten Widerstand leisteten die preußischen Stände, die sich
zu dem Ausspruch erkühnten, „der König von Polen habe gar nicht
das Recht gehabt, sie wie Äpfel und Birnen wegzuschenken." Adel
und Städte im Bunde mit der lutherischen Kirche traten dem Kur¬
fürsten feindlich gegenüber und behaupteten: Kein Nicht-Eingeborener
und kein Reformierter darf in Preußen ein öffentliches Amt bekleiden.
Die preußischen Städte und Adligen gingen in ihrem Widerstände bis
zum Hochverrat; ihre Führer, der Schöppenmeister Hieronymus Roth
und die beiden Herren von Kalckstein, baten sogar den Hof von War¬
schau um Beistand gegen ihren Landesherrn. Da erschien Friedrich
Wilhelm an der Spitze einer ansehnlichen Truppenmacht (1662) in
Königsberg, ließ den Schöppenmeister verhaften und ihm den Hoch¬
verratsprozeß machen. Roth wurde als Hochverräter zu lebensläng¬
licher Gefangenschaft verurteilt. Nun erlahmte der Widerstand der
Städte und der Adligen; die Stimmung im Lande wurde ruhiger,
und 1663 erfolgte dann die feierliche Huldigung der Stände. Die
Stände behielten das Steuerbewilligungsrecht; aber der Kurfürst be--