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zersprengte. In Eilmärschen zog Friedrich nun nach Sachsen, wo
sein Bruder Heinrich von Dauns Übermacht hart bedrängt wurde. Er
unterschätzte seinen Gegner und verschuldete dadurch den Überfall von
Hochkirch (14. Oktober); das wichtige Sachsen wurde trotzdem be¬
hauptet. — Das' Jahr 1759 wurde das gefährlichste für Friedrich; er
konnte die Vereinigung der Russen und der Österreicher nicht mehr
verhindern. Am 12. August griff er das doppelt so starke russisch¬
österreichische Heer bei Kunersdorf an, erlitt aber eine furchtbare
Niederlage. Der preußische Staat schien verloren; aber der russische
Feldherr war auf den Österreicher Laudon eifersüchtig und weigerte
sich, an einem gemeinsamen Angriff auf Berlin teilzunehmen. Da¬
durch erhielt Friedrich Zeit, ein Heer zu sammeln; er zwang Laudon
zum Rückzüge nach den österreichischen Landen. Das Unglücksjahr
brachte noch weitere Nachteile für Preußen. Die Österreicher erober-
len Dresden und hielten Sachsen besetzt. Das Jahr 1760 brachte
anfangs auch nur Unglück. Der General Fouquü sollte mit 10 000
Mann seine Stellung bei Landeshut halten, wurde aber von Laudon
mit Übermacht angegriffen und mit dem größten Teil seines Heeres
gefangen genommen. Um Schlesien zu retten, eilte Friedrich aus
Sachsen dorthin und schlug Laudon bei Liegnitz. Inzwischen wurde
im Oktober Berlin durch russische und österreichische Truppen gebrand-
schatzt; als aber der König zum Schutze seiner Hauptstadt aus Schle¬
sien aufbrach, zogen sich die Feinde schleunigst aus Berlin zurück.
Nun wandte sich Friedrich nach Sachsen und griff Daun bei Torgau
am 3. November an. Zieten umging den Feind und entschied die
Schlacht. So hatte Friedrich 1760 zwar Schlesien behauptet, Daun
aber nicht aus Sachsen vertreiben können. — 1761 konnte Friedrich
nicht daran denken, mit seinem Heer von 50 000 Mann dem ver¬
einigten russisch-österreichischen Heere von 130 000 Mann in offener
Feldschlacht entgegenzutreten; er bezog eine Verteidigungsstellung in
dem verschanzten Lager zu Bunzelwitz. Die Feinde griffen Friedrich
trotz ihrer Übermacht nicht an; aber dennoch wurde seine Lage immer
gefährlicher. Infolge der Thronbesteigung Georgs ITT. verlor er die
englischen Hilfsgelder; er schien unterzugehen. Da brachte ihm der
Tod seiner unversöhnlichen Feindin, der russischen Kaiserin Elisabeth,
die ersehnte Rettung. Elisabeths Nachfolger, ihr Nesse Peter III.,
war ein begeisterter Verehrer des großen Preußenkönigs; er schloß
nicht nur Frieden mit ihm, sondern ließ sogar ein Hilfskorps von
20 000 Mann zu ihm stoßen. Auch Schweden schloß Frieden. Doch
noch einmal schien das Unglück über Friedrich hereinbrechen zu
wollen. Peter wurde gestürzt, und seine Gemahlin bestieg als
Katharina II. den russischen Thron. Sie war feindlich gegen Preußen
gesinnt, wurde aber anderen Sinnes, als sie aus dem Briefwechsel
ihres Gemahls über Friedrichs freundschaftliche Gesinnungen gegen
sie unterrichtet wurde. Zwar rief sie die russischen Hilfstruppen zurück;
aber den Frieden ihres Gemahls erkannte sie an. Nun siegte Fried--