Full text: Der Deutsche Kinderfreund

184 VIII. Von der Religionslehre u. d. heil. Schrift. 
das ihm bevorstand, aufmerksam zu machen, und ihnen 
r>as muthvolle Vertrauen zu Gott einzuflößen, das ihn selbst 
beseelte. (Joh. 14, 18—20. 28 — 31. Kap. 15, 12. 13. 
16 — 20. 31. 32.) Dann versammelte er sie am letzten 
Abend seines Lebens noch ein Mal um sich, tmb stiftete 
ein Gedächtnißmahl seines Todes. Bei dem Anbruche der 
Nacht geht er mit ihnen, indeß der Verräther ihm, ohne 
es zu glauben, den Untergang bereitet, hinaus vor die 
Stadt, und bei dem Meierhofe Gethsemane, auf dem 
Oelberge, kämpft er mit den Schrekken des Tooes, und 
betet: „ists möglich, o Vater, so gehe dieser Kelch vor mir 
vorüber, doch nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe/ 
Mit bewundernswürdiger Seelenstärke geht er dann der 
Schaar entgegen, die, vom Judas geführt, ihn in der Mit¬ 
ternachtsstunde gefangen nehmen soll, und tritt unerschrokken, 
mit der Würde der Unschuld und Frömmigkeit, vor den 
hohen Rath,, wo erkaufte Zeugen gegen ihn auftreten, und 
ihn der Gotteslästerung beschuldigen. Er vertheidigt sich 
nicht, erklärt aber freimüthig, daß er der Sohn Gottes 
fei, und erträgt grausame Mißhandlungen, die man sich 
schamlos gegen ihn erlaubt, mit edelmüthiger Gelassenheit. 
Als der Tag anbricht, führt man ihn vor den römischen 
Statthalter Pontius Pilatus, klagt ihn der Empörung an, 
und fordert seine Hinrichtung. Pilatus, obgleich von der 
Unschuld Jesu überzeugt, hat doch nicht den Muth, seine 
Macht zu gebrauchen, um den unschuldig Angeklagten zu 
retten; sondern, nachdem er einige Versuche gemacht hat, 
das aufgewiegelte Volk zu besänftigen, begnügt er sich, 
öffentlich zu erklären, er wolle keinen Theil haben an der 
Hinrichtung dieses Gerechten, willigt aber zugleich in die 
Kreuzigung Jesu. (Joh. 19, 1 — 16. Luc. 23, 14 — 25. 
Matth. 27, 24 — 31.) Schrecklich gemißhandelt von den 
rohen Soldaten, denen er nun übergeben wird, begleitet von 
einem zahllosen Volkshaufen, der kein Erbarmen fühlt, nur 
von einigen gefühlvollen Frauen beweint (Luc. 23, 27 — 
31.), geht Jesus mit festem Muthe dem Tode entgegen, 
und stirbt auf Golgatha den Tod der Missethäter, obgleich 
Niemand ihn einer Sünde zeihen konnte. Unter den stechen 
Verspottungen der Schriftgelehrten und Aeltesten betet 
er: Vater, vergieb ihnen; sie wissen nicht, was sie thun; 
sammelt dann seine letzten Kräfte zur Tröstung seiner Mut¬ 
ter, oie er dem Johannes übergiebt mit den Worten: siehe,
	        
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