Naturgeschichte. 149 
Datteln, Orangen, Melonen und Ananas. Auch findet man 
in diesen Gegenden die größten und stärksten Landthiere, 
welche alle Beschwerlichkeiten der heißen Witterung, ohne 
Nachtheil für sie, ertragen können. Z. B. der große Ele¬ 
phant kann, bei seiner ungeheuren Schwere, doch täglich 
14 bis 15 Meilen zurücklegen; die Kameele, diese vor¬ 
trefflichen Lastthiere, welche in heißen Ländern unentbehr¬ 
lich sind, weil man mit ihnen Reisen von 10 bis 14 Tagen 
durch brennende und wasserlose Sandwüsten machen kann, 
ohne dass man nöthig hat sie zu tränken, und die mit einer 
Last von 1200 Pfunden in einem Tage 12 Meilen zurück¬ 
legen. Der großen Hitze wegen können die Menschen in den 
heißen Gegenden draußen nur wenig arbeiten; darum hak 
Gott den Boden daselbst so fruchtbar gemacht, dass er bei¬ 
nahe ohne alle Bearbeitung die schönsten Früchte im größten 
Überflüsse hervorbringt. Die Natur ist dort in beständigem 
Wachsthum; die Bäume werden daselbst nie kahl, und die 
Felder nie leer, sondern Blüthen und Früchte, Saaten und 
Ernten folgen ununterbrochen auf einander. 
Ganz anders sind dagegen die Erzeugnisse der 
kalten Länder; hier liefert das Pflanzenreich den 
Menschen fast gar keine Nahrung. Aber was in dieser Hin¬ 
sicht fehlt, wird ihnen durch eine außerordentliche Menge 
von Fischen und wilden Thieren reichlich ersetzt. Das nütz¬ 
lichste Thier für die Bewobner der kalten Länder ist das 
Rennthier; von ihm erhallen sie Alles, was wir von unserm 
Rindvieh, unsern Pferden und Schafen bekommen. Dazu ist 
dieses Thier äußerst leicht zu erhalten; denn seine ganze Nah¬ 
rung besteht in Baumblättern und Moose, und diese sucht es 
sich selbst, sogar im härtesten Winter, indem es das Moos mit 
seinem Geweihe und mit den Füßen unter dem Schnee her¬ 
vorzukratzen weiß. Es wird zum Reiten, Lasttragen und 
Ziehen der Schlitten gebraucht. In einem Tage läuft es 
20 bis 30 Meilen. Die Rennthierkühe geben eine sehr fette 
Milch, und ihr Fleisch hat einen angenehmen Geschmack. 
Aus den Häuten der Rennthiere werden Kleider, Schuhe, 
Zelte, Bettdecken und andere Dinge gemacht; und so wird 
überhaupt Alles von diesen Thieren benutzt. Ist es nicht 
eine höchst bewundernswürdige Anordnung Gottes, dass ein 
einziges Thier fast alle Bedürfnisse des Menschen befriedigt ? 
Am reichsten an Erzeugnissen sind die Länder in den 
gemäßigten Erdstrichen.
	        
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