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ich ganz langsam an den Ort meiner Bestimmung, setze über Zäune und 
Mauern oder krieche und grabe mich unter denselben durch. Und endlich 
breche ich in die Bauernhöfe ein und würge alles, was mir vorkomnrt. 
Ach, wie geht es da nicht über die dummen Gänse und die armen Hühner 
her! Werde ich nun in meinem Berufe nicht gestört, so würge und schleppe 
ich so lange sort, bis mir entweder der Anbruch des Tages oder ein 
Geräusch im Hause eine Warnung gibt mich davon zu machen und sür 
diesmal nicht wieder zu kommen oder mich sehen zu lassen. Und so trage 
ich oft in einer einzigen Nacht auf drei bis vier Tage Fraß genug zusammen. 
Ebenso mache ich es auch auf den Bogelherden. Hat sich da ein 
Kramtsvogel oder eine Schnepfe oder sonst ein Vogel in einer Schlinge 
oder Leimrute gefangen, so komme ich den Vogelstellern zuvor und nehme 
sie weg. Aus dem freien Felde aber überfalle ich die Hasen in ihrem Lager 
und jage ihnen zuweilen ein wenig nach. Die Kaninchen besuche ich in 
ihren unterirdischen Wohnungen, auch die Rebhühner und Wachteln spüre 
ich mit leichter Mühe auf und fresse die Mutter nebst ihren Eiern und 
Kindern weg. 
Und das geht dir alles so ungestraft hin? 
O nein! Man verfolgt und quält mich entsetzlich. Hunde und 
Jäger und Bauern sind fast immer hinter mir her und jagen und ver¬ 
folgen mich oft ganze Tage lang in einem fort. Man legt mir Schlingen 
und Fallen und schießt und prügelt mich zu Tode. Solange ich aber 
noch Kräfte, und Atem habe zu laufen, lasse ich mich nicht so leicht gefangen 
nehmen. Überfällt man mich in meinem Baue, so grabe ich mir geschwind 
einen andern Ausgang und fliehe mit Weib und Kind davon und betrüge 
den Jäger, der nun vergebens auf meinen Pelz lauert. Ist auch gleich 
meine ganze Höhle mit Fallen umgeben und mir zur Flucht fast gar keine 
Hoffnung mehr übrig, so leide ich doch lieber den grausamsten Hunger, 
ehe ich mich in den ersten 14 Tagen zum Gefangenen ergebe, und versuche 
alles Mögliche, noch zu entkommen. Hilft aber alles nichts, je nun, so 
ist es endlich einerlei, ob ich in meiner Höhle verhungere oder in der Falle 
eines gewaltsamen Todes sterbe. Ich klaffe und seufze eher nicht, als 
wenn man mich lebendig ergreift und zu Tode prügelt. Und das hält 
auch schwer, denn ich habe ein sehr zähes Leben; oft scheine ich tot, wenn 
ich nur auf einen günstigen Augenblick warte, meine Feinde zu beißen 
und zu entfliehen. 
Ich lebe ungefähr zwanzig Jahre und lasse mich nicht leicht zähmen. 
Schlägt nian mich des Winters tot, so gibt mein Balg treffliche Pelz- 
kleider, und auch mein Schwanz tut dann allerhand Dienste. Ermordet 
man mich aber des Sommers, so kann nur der Hntmacher meine Haare 
gebrauchen. In vielen Gegenden ißt man auch mein Fleisch. 
Du hast. ganz recht, schlauer Fuchs, dein Sommerbalg ist weit 
schlechter als dein Winterbalg. Ei, weißt du auch wohl, was der Winter¬ 
balg eines deiner schönsten schwarzen Kameraden in Norwegen, Lappland 
oder Sibirien kostet? 
Nein, wieviel denn? 
Dreißig bis vierzig, und einige Leute sagen sogar sechshundert bis 
tausend Taler. 
Ei, das wäre sehr viel! 
Nach Raff.
	        
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