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sah an der Wand, und ein Donner schmetterte überm Hause, als ob
dasselbe mit einem Streich in Millionen Splitter zerschlagen würde.
„Herr Gott, es hat eingeschlagen!" rief der erste, der reden konnte.
Alles stürzte zur Tür hinaus. In vollen Flammen stand das Haus;
aus dem Dache heraus brannten bereits die eingeführten Garben. Wie
stürzte alles durcheinander! Wie vom Blitz geschlagen war jede Be¬
sonnenheit! Die alte Mutter allein behielt klare Besinnung; sie griff
nach ihren beiden Krücken, sonst nach nichts, suchte die Tür und einen
sicheren Platz und betete: „Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze
Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Dein und
nicht mein Wille geschehe, o Vater!"
Das Haus brannte ab bis auf den Boden, gerettet wurde nichts.
Auf der Brandstätte aber stand der Bauer und sprach: „Ich Habs
unter meinem Dach! Aber über deinem Dach ist des Herrn Dach, hat
die Mutter gesagt." Gonhetf.
13. Die Einladung.
Ein frommer Landmann in der Kirche saß;
den Text der Pfarrer aus Johannes las
am Ostermontag, wie der Heiland rief
vom Ufer: „Kindlein, habt ihr nichts zu essen?"
5 Das drang dem Landmann in die Seele tief,
daß er in stiller Wehmut dagesessen.
Drauf betet er: „Mein liebster Jesu Christ!
So fragest du? O wenn du hungrig bist,
so sei am nächsten Sonntag doch mein Gast
10 und halt an meinem armen Tische Rast!
Ich bin ja wohl nur ein geringer Mann,
der nicht viel Gutes dir bereiten kann;
doch deine Huld, die dich zu Sündern trieb,
nimmt auch an meinem Tische wohl vorlieb."
15 Er wandelt heim und spricht sein herzlich Wort
an jedem Tag, die ganze Woche fort.
Am Samstagsmorgen läßts ihn nimmer ruhn.
„Frau," hebt er an, „nimm aus dein bestes Huhn,
bereit es kräftig, fege Flur und Haus,
20 stell in die Stub auch einen schönen Strauß;
denn wisse, daß du einen hohen Gast
auf morgen mittag zu bewirten hast.