Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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wo sie sich im Lande sehen ließen, wurden sie vernichtet. Nur 7 Mann sollen 
mit abgeschnittenen Nasen und Ohren in ihre Heimat zurückgekehrt sein. Seitdem 
sind die Ungarn nicht wieder nach Deutschland gekommen. 
3. Otto wird römischer Kaiser. Otto kämpfte auch gegen die Wenden, 
Polen und Dänen siegreich. Damit diese heidnischen Völker zum Christentum be¬ 
kehrt würden, legte er in den Grenzmarken seines Reiches Bistümer an, z. B. Meißen, 
Merseburg, Havelberg, Brandenburg, Schleswig u. a. Wie Karl d. Gr. wollte 
er Herr der ganzen Christenheit sein. (S. 6.) Deshalb unternahm er auch 
mehrere Kriegszüge nach Italien. 962 krönte ihn der Papst zum „Römischen 
Kaiser". Fortan zog säst jeder deutsche König nach Rom und ließ sich vom 
Papste zum Kaiser krönen. Doch führte später der König den Kaisertitel auch 
dann, wenn er nicht in Rom zur Krönung gewesen war. 
9. Heinrich IV. i056—1106. 
1. Jugend. Heinrich stammte aus dem fränkischen Kaiserhause. Er war 
erst 6 Jahr alt, als sein Vater starb. Anfangs übernahm deshalb seine Mutter 
die Regierung für ihn. Bald aber bemächtigte sich Hanno, Erzbischof von Cöln, 
des jungen Königs, um in seinem Namen das Reich zu verwalten. Von diesem 
wurde Heinrich sehr streng erzogen. Später aber kam Heinrich zum Erzbischof 
Adalbert von Bremen. Dieser ließ ihm allen Willen und erfüllte sein Herz mit 
Haß gegen die Sachsen, mit denen er selbst in beständiger Fehde lag. 
2. Kampf mit den Sachsen. Im 16. Lebensjahre trat Heinrich die Re¬ 
gierung an. Um die ihm verhaßten Sachsen besser demütigen zu können, ließ er 
im ganzen Lande, besonders im Harze, feste Bergschlösser anlegen und setzte frän¬ 
kische Ritter hinein. Diese hausten, um den Zehnten einzutreiben, oft im Lande 
wie Raubritter. Das reizte die Sachsen zu offenem Aufstande, und bald kam es 
zu einem längeren Kampfe. Zuletzt besiegte Heinrich die Sachsen bei Langensalza. 
Da er aber mehrere gefangene Bischöfe nicht herausgeben wollte, so verklagten 
ihn die Sachsen beim Papste. 
3. Gregor VII. Zu jener Zeit (1073) saß Hildebrand, der Sohn eines 
Zimmermanns, als Gregor VII. auf dem päpstlichen Stuhle. Durch ihn wurde 
die päpstliche Macht auf den höchsten Gipfel erhoben. „Der Papst," sagte er, 
„ist der Stellvertreter Gottes auf Erden, daher kann er Könige ein und ab setzen." 
Die Bischofssitze u. a. geistliche Stellen wurden damals von den Fürsten meist um 
Geld verkauft und kamen dadurch oft an Unwürdige. Um nun die Kirche ganz 
vom Staate loszulösen, gebot er: 1) kein geistliches Amt sollte mehr um Geld 
verkauft werden (Simonie, Ap.-Gesch. 8); 2) der Papst allein und kein Fürst hätte 
das Recht, Bischöfe zu ernennen und ihnen die Zeichen ihrer Würde, Ring und 
Stab, zu geben (Investitur); 3) kein Geistlicher sollte verheiratet sein (Cölibat). 
4. Heinrich im Bann. Diesen Anordnungen des Papstes aber wollte sich 
Heinrich nicht fügen. Da forderte ihn Gregor auf, binnen 60 Tagen zur Ver¬ 
antwortung nach Rom zu kommen. Empört über solche Anmaßung, ließ Heinrich 
den Papst auf einer Versammlung deutscher Bischöfe in Worms absetzen. Da 
sprach Gregor den Bann über den deutschen König aus und alle Deutschen vom 
Eide der Treue los. Anfangs lachte Heinrich darüber. Bald aber erklärten ihm 
die deutschen Fürsten, einen anderen König wählen zu wollen, wenn er nicht 
binnen Jahresfrist vom Banne gelöst sei. 
5. Heinrich in Kanossa. Da entfiel dem sonst so kühnen Könige aller Mut. 
Er beschloß, nach Rom zu reisen und sich mit dem Papste auszusöhnen. Mit 
Lebensgefahr stieg er über die schneebedeckten Alpen und kam endlich in Italien
	        
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