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€r jedermann. Als seine Diener einst einen armen Mann abweisen wollten, sagte
er: „Bin ich denn König geworden, daß ihr mich vor den Menschen einschließt?"
"4. Rudolf und die Bäckersfrau. Rudolf war sehr einfach in seiner
Kleidung. Gewöhnlich trug er ein graues Wams, das er sich im Kriege zuweilen
selber flickte. Als er einmal sein Hoflager in Mainz hatte, ging er in seiner ein¬
fachen Kleidung in die Stadt. Die Kälte trieb ihn in das Haus eines Bäckers.
Die Bäckersfrau hielt ihn für einen gewöhnlichen Soldaten und wies ihn mit
den Worten: „Troll dich zu deinem Bettelkaiser, der mit seinen Pferden und
Knechten das ganze Land aufzehrt" zur Tür hinaus. Rudolf lachte und blieb
ruhig am Ofen stehen. Das verdroß die Frau dermaßen, daß sie einen Topf mit
Wasser nahm und es ihm über den Kopf goß. Ohne ein Wort zu sagen, ging
Rudolf davon. Am Mittag schickte er ihr durch einen Diener eine Schüssel
nnt Speisen von seiner Tafel und ließ ihr sagen, das sei der Dank für die Wasser¬
taufe. Als die Frau erfuhr, daß sie am Morgen den König in ihrer Stube mit
Wasser begossen hatte, lief sie voller Verzweiflung zu ihm und bat ihn fußfällig
um Verzeihung. Er hob sie freundlich auf und legte ihr keine andere Strafe
ans, als daß sie die Geschichte allen Anwesenden erzählen mußte.
13. Städte im Mittelalter. Femgerichte.
1. Bauart. Die Städte waren zum Schutze gegen die Feinde mit einer
hohen Mauer umgeben, auf der sich runde oder eckige Wehrtürme befanden. An
einzelnen Stellen führten durch die Mauer in die Stadt enge Tore, die Nachts
durch starke Torflügel geschlossen wurden. Die Straßen der Stadt waren unge-
pflastert, gekrümmt und so eng, daß man über sich oft den blauen Himmel kaum
zu sehen vermochte. Die Häuser waren mit überstehenden Stockwerken gebaut und
mit zierlichen Ecktürmchen, Holzbildern und frommen Sprüchen geziert. Meistens
standen ihre Giebel nach der Straße hin.
2. Beschäftigung. Bald entwickelte sich in den Städten das Handwerk zu
großer Blüte. Glaser, Schuhmacher, Schneider u. a. vereinigten sich zu besouderen
Zünften, die sich durch Fahnen, Abzeichen und allerlei Bräuche voneinander
unterschieden. Hatte der Lehrling seine Gesellenprüfung bestanden, so wanderte
er von Stadt zu Stadt, grüßte den fremden Meister mit bestimmt vorgeschriebenen!
Spruche und erhielt dafür ein Geldgeschenk, falls der Meister keine Arbeit für
ihn hatte. Wollte jemand Zunftmeister werden, so mußte er ein besonderes Meister¬
stück machen. Auch Ackerbau trieb der Städter. Kühe, Schafe und Schweine
wurden, nachdem sie in der Frühe vom Hirten durch das Horn zusammen „getutet"
waren, aus die gemeinsame Weide getrieben.
3. Hansa. Zur Zeit des Faustrechts lauerten die Raubritter nicht selten
den vorüberziehenden Kaufleuten an der Heerstraße ans oder plünderten ihre
Schiffe, die den Rhein und die Elbe befuhren. Da vereinigten sich Lübeck und
Hamburg (1241), um sich gegen die Räuber zu schützen. Sie schufen sich ein
eigenes Heer und rüsteten Kriegsschiffe aus, die die Kausfahrer in Schutz nahmen.
Diesen Bund nannte man die Hansa. Bald traten auch andere Städte diesem
Bündnis bei, wie Brannschweig, Cöln, Magdeburg u. s. w., im ganzen über
80 Städte. Es dauerte nicht lange, so zitterte alles vor der Macht der Hansa.
300 Jahre lang stand sie in voller Blüte. Dann zerfiel sie allmählich, weil
die Fürsten selbst mehr für Ordnung und Sicherheit sorgten.
4. Femgerichte. In der Zeit des Faustrechts verbreiteten sich die schon zu
Karls d. Gr. Zeiten gebildeten Femgerichte durch ganz Deutschland. Ihren
Ursprung hatten sie in Westfalen. Ihre obersten Richter hießen „Freigrafen",
weil sie über die Freien richteten, die übrigen Mitglieder „Freischösfen" oder auch