Full text: Das fünfte Schuljahr

321 
deutsche Stauten bei mit Ausnahme von Preußen und Österreich. Die 
Mitglieder des Rheinbundes erkannten Napoleon als ihren Herrn an. 
Da durch den Rheinbund die deutsche Einheit zerstört war, so legte 
Franz I. die deutsche Kaiserkrone nieder und nannte sich Kaiser von 
Österreich. Nun ging Napoleons Sinn dahin, den Staat des großen 
Friedrichs zu zerstören. Er beleidigte Preußen auf jede Weise, um es 
zum Kriege zu reizen. So ließ er z. B., ohne um Erlaubnis zu fragen, 
mitten im Frieden seine Truppen durch preußisches Gebiet marschieren. 
Das konnte sich der König von Preußen nicht gefallen lassen. Er er¬ 
klärte daher Napoleon 1806 den Krieg, nachdem er sich zuvor mit 
Rußland verbunden hatte. 
b) Die Schlacht bei Jena und Auerstädt. Ein preußisches 
Heer von 150000 Mann zog den Franzosen nach Thüringen entgegen. 
Der Oberanführer der Preußen war der Herzog von Braunschweig. 
Dies war ein alter und bedächtiger Mann. Er teilte die preußischen 
Truppen in zwei Heere. Den Hauptteil, der bei A u e r st ä d t stand 
und bei dem sich auch der König befand, führte er selbst an. Der 
andere Teil, der bei Jena aufgestellt war, wurde vom Prinzen von 
Hohenlohe befehligt. Napoleon, der die Aufstellung der preußischen 
Heere kannte, teilte sein Heer auch in zwei Haufen. Am 14. Oktober 
kam es zu der Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt. Die Preußen 
wurden gänzlich geschlagen und zersprengt. Mehrere Haufen, von den 
Franzosen verfolgt, verloren den Mut und ergaben sich den Feinden. 
Nur Blücher schlug sich mit seiner kleinen Schar mutig bis Lübeck 
durch und kapitulierte erst, als er kein Pulver und Blei mehr hatte. 
e) Die Übergabe der Festungen. Das größte Unglück für 
Preußen bestand nicht darin, daß es eine Schlacht verloren hatte; 
schlimmer war es, daß viele preußische Generale ihres Eides vergaßen 
und verräterisch und schimpflich die Festungen den Franzosen übergaben. 
Ohne einen Schuß zu thun, überlieferten sie die Bollwerke des Staates. 
So kamen Erfurt, Spandau, Stettin, Magdeburg, Glogau, Breslau und 
Küstrin in französische Gewalt. Lachend sagte Napoleon zu einem seiner 
Generale: „Da Ihre Husaren Festungen erobern, so kann ich meine 
Geschütze einschmelzen lassen." Als sich die französischen Heere unserer 
Hauptstadt näherten, wollten sich die Bewohner Berlins bewaffnen 
und Widerstand leisten. Aber der Stadtkommandant dämpfte ihren 
Mut mit dem Befehle: „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht!" So konnte 
denn Napoleon schon am 27. Oktober ungehindert in Berlin einziehen 
Seidel, Das fünfte Schuljahr. 21
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.