Hinrichtung der Offiziere Schills
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das sich auf den Ruf seines Hofer erhoben hat? welch ein Mann, dieser
Anbreas Hofer! Ein Bauer wird ein Feldherr, und was für einer! Seine
Waffe — Gebet: sein Bundesgenosse — Gott! (Er kämpft mit gefalteten
Händen, kämpft mit gebeugten Knien und schlägt wie mit dem Flammen¬
schwert des Cherubs! Und dieses treue Schweizervolk (!), das meine Seele schon
aus Pestalozzi angeheimelt hat. Ein Kind an Gemüt, kämpft es wie die
Titanen mit Felsstücken, die es aus seinen Bergen niederrollt. Ganz wie
in Spanien! Gott, wenn die Seit der Jungfrau wiederkäme, und wenn der
Feind, der böse Feind doch endlich überwunden würde, überwunden durch
die nämliche Gewalt, durch die einst die Franken, das Mädchen von Or¬
leans an der Spitze, ihren (Erbfeind aus dem Lande schlugen!
8. Hinrichtung der elf Offiziere Schills bei Wesel. 1809?)
(Ein Dekret Napoleons befahl, die zwölf Offiziere desSchillfchen Korps,
die mit den Waffen in der Hand gefangen waren, zu Wesel vor ein Kriegs¬
gericht zu stellen und als Räuber zu behandeln und zu richten. Die mili¬
tärische Spezialkommission zu Wesel verurteilte gefügig die elf Offiziere 3ahn,
Schmidt, Galle, Carl v. wedelt, v. Keller, (Babain, v. Flemmmg, Felgen¬
treu, v. Keffenbrink, v. Trachenberg, Albert v. wedell, angeklagt zu der
Bande v. Schill gehört, die öffentlichen Kaffen mit bewaffneter Hand im
Königreiche Westfalen, im Herzogtum Mecklenburg und in andern Ländern
weggenommen und unter Bedrohung der (Todesstrafe die (Einwohner besagter
Länder gezwungen zu haben, unter den Befehlen Schills zu dienen, zur
Todesstrafe wegen gewalttätigen Diebftahls.
Um 1 Uhr mittags des 16. September verkündigte der laute Schall
der französischen Trommeln den Abzug der verurteilten von der Zitadelle
nach dem Richtplatz. Den Zug eröffnete eine Abteilung Kavallerie mit ge¬
spannten Karabinern, dann folgte eine Kompagnie Grenadiere, diesen zu¬
nächst die zur (Exekution befehligten Kanoniere in tiefem Schweigen. 3n
ber Mitte der Kanoniere gingen die elf Schlachtopfer, zu zweien und dreien
mit dünnen Stricken an den Armen aneinander gebunden; eine Kompagnie
Voltigeurs schloß ben Zug, ber langsam aus bem Haupttore ber Zitabelle
bewohner mit hinausziehen bürste. Auf bem Richtplatz stellten sich um bie
vorher ausgeschaufelten brei großen Gräber bie Truppen in einem Halb¬
kreise auf, unb es hatten sich bort viele Zuschauer, bie vor ber Schließung
ber Tore schon herausgegangen waren, versammelt, hier stellten sich bie
(Befangenen in einer Reihe nebeneinanber, vor ihnen bie breite, weit aus
ben Ufern getretene Wasserfläche ber Lippe unb bes Rheins. Tiefe Stille
herrschte im Kreise. Die zur (Exekution bestimmten 66 Kanoniere traten ben
1) $x. jyiebler. Die Verurteilung und Hinrichtung der 11 preußischen (Offiziere
von Schul durch die Franzosen bei Wesel. Wesel 1855. S. 65—85. Stark gekürzt.
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