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2. Spanien dagegen, das durch die großen Länderent¬
deckungen zu hoher Blüte gelangt war, wurde durch Philipps
despotische Herrschaft tief bedrückt und geschwächt. Ein Krieg
gegen England, das den aufständischen Niederländern Hilfe
geleistet, fiel unglücklich aus: die zur Unterwerfung des Insel-
reiches ausgesandte große Armada (die „unüberwindliche Flotte")
wurde durch Stürme und feindliche Angriffe vernichtet. Seit¬
dem geriet die spanische Macht mehr und mehr in Verfall.
§ 70.
Die Religionskriege in Frankreich.
1. Die Hugenotten. Von der Schweiz aus war die Re¬
formation auch in Frankreich eingedrungen. Ihre Anhänger
wurden hier Hugenotten genannt. Zwischen diesen und den
Katholiken brachen bald greuelvolle Religionskriege aus,
die dreißig Jahre laug Frankreich zerrütteten. Die Mntter
des schwachen Königs Karl IX, Katharina von Medici, ging
darauf aus, die Hugenotten zu vernichten. Eine Vermählung
ihrer Tochter mit dem jungen Heinrich von Navarra, einem
Verwandten des frauzösifcheu Königshauses, der an der Spitze
der Hugenotten stand, sollte, wie es schien, die beiden feindlichen
Parteien aussöhnen und den Frieden zwischen Katholiken und
Hugenotten befestigen. Aber die Vermählungsfeier, zu welcher
viele angesehene Hugenotten nach der Hauptstadt gekommen
waren, wurde zur
Pariser Bluthochzeit.
Denn in der Bartholomäusnacht (24. August) wurden auf
Katharinas Anstiften die Hugenotten, unter ihnen der edle
Admiral Coligny, zu tauseudeu hingeschlachtet. Der Krieg
flammte infolge dieser Greuelthat nur um so heftiger empor,
und der Glaubenshaß brachte solche Wut und Verwirrung in
die Herzen, daß ein verblendeter Mönch sogar den König
Heinrich III, Karls IX Bruder und Nachfolger, meuchlerisch
ermordete. Mit Heinrich III starb das Haus Valois (§ 64, 1)
aus, und es folgte dem König auf dem Throne sein Vetter
Heinrich von Navarra als
1572