Vierter Abschnitt.
Der Mensch.
I. Der Körper (Leib) des Menschen.
1. Die Ernährung und Verdauung.
Soll unser Körper und mit ihm unser irdisches Leben fortdauern,
so muß er Nahrung erhalten, um das durch Speise und Trank
zu ersetzen, was der Leib und seine Werkzeuge an Kraft und Saft
verbrauchen. Wenn der Körper mehr Theile wieder erhält, als er
verloren hat, so ist die Ernährung vollkommen, und die Kräfte neh¬
men zu; im Gegentheil nehmen sie ab. — Die Speisen, welche der
Mensch zu seiner Ernährung zu sich nimmt, werden, ehe sie in den
Magen gelangen, im Munde vorbereitet; diese Vorbereitung geschieht
durch die Zähne und den Speichel. Die Speisen werden erst von den
scharfen Vorderzähnen zerschnitten und dann von den hintersten Zähnen
vollends zermalmt. Wollen einzelne Stücke über die kleinen Mühl¬
steine hinausfallen, so schieben die Lippen nebst der Zunge sie wie¬
der auf ihre Mühle zurück. Ein dünner, durchsichtiger Saft (Speichel),
der aus den umliegenden Drüsen des Mundes sich ausdrückt, feuchtet
die zu verdauenden Speisen an. So vorbereitet, werden sie durch die
Speiseröhre dem Magen zugeführt, welcher seinen Inhalt unablässig
hin und her bewegt. Die hierdurch in einen gleichartigen Brei ver¬
wandelten Speisen werden noch durch den sauren Magensaft gehörig
aufgelöst und dann den mit dem Magen zusammenhängenden Gedär¬
men übergeben. In dem sogenannten Zwölffingerdärme wird die wei¬
tere Auflösung der Speisen vollendet, mit Hülfe der Galle und des
Bauchspeichels; erstere wird von der rechts liegenden Leber, letzte¬
rer von der links liegenden Bauchspeicheldrüse abgesondert.
Durch eine Menge Saugäderchen, welche die Gedärme umgeben,
wird der beste und feinste Saft aus den aufgelös'ten Speisen einge¬
saugt und von denselben in das Herz und von da in die Lunge ge¬
führt, wo er sich in Blut verwandelt.
Damit die Gedärme sich nicht leicht verschlingen können, sind sie
durch die Netzhaut und das sogenannte Gekröse getrennt, verbunden
und zusammengehalten. Die Hauptwerkstätte der Ernährung ist der
Magen mit den Gedärmen.
2. Das Athmen und der Blutumlauf.
(Luftröhre, Lunge — Herz, Adern.)
Wir fühlen vorn am Halse eine knorpelige Röhre, die sich öffnet
und schließt, um frische Luft einzusaugen und verdorbene auszuhauchen.
Sie ist mit einem Deckel, Kehldeckel genannt, versehen,^ damit nichts
HaesterS' Lesebuch für Oberkl. erarigel. Volkssch. Z2