65. Friedrich König und Andreas Bauer.
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Nach dreijähriger Arbeit war die erste Schnellpresse vollendet; sie
verrichtete alle bisher von Menschenhand geleisteten Arbeiten; sie besorgte
selbständig das Nehmen und Verteilen der Farbe, das Schwärzen der
Lettern, den Druck und gab stündlich 800 Abdrücke, die nur eingelegt
und fertig durch die Hand herausgenonnnen zu werden brauchten. Jede
der folgenden Maschinen zeigte neue Verbesserungen; so wurde zunächst
der zylindrische Druck angewendet, dann folgten zweizylindrische Doppel¬
maschinen und 1816 wurde die erste Schön- und Wiederdruckmaschine
hergestellt, welche das Papier gleichzeitig auf beiden Seiten bedruckte.
Sind auch im Laufe der Jahre an der Schnelldruckpresse viele
Verbesserungen und einfachere Konstruktionen angewendet worden, so
stützen sich doch alle auf die wesentlichen Grundsätze der König-Bauerschen
Ersindung.
So groß für König der Ruhm seiner Erfindung war, so bedeutend
waren auch die Hindernisse, die sich ihm entgegenstellten durch die
Umtriebe der Arbeiter an den Pressen; denn sie glaubten ihre Existenz
durch die Maschinen bedroht. Dazu trat die Habgier seines Geschäfts¬
teilhabers Bensley feindlich gegen ihn auf; dieser suchte die neue Er¬
findung nur zu seinem persönlichen Vorteil auszunützen und durch
allerlei Schliche und Unredlichkeiten König zu verdrängen. Um allen
Streitigkeiten zu entgehen brachte dieser große Opfer und verließ
England.
Nun verband er sich mit Bauer zur selbständigen Ausführung
von Druckerpressen. Die bayerische Negierung überließ ihnen unter
vorteilhaften Bedingungen das ehemalige Kloster Oberzell bei Würzburg,
woselbst sie 1818 eine Fabrik einrichteten. Groß und vielfach aber
waren jetzt die Schwierigkeiten, die ihnen hier bei Ausführung ihrer
Erfindung entgegentraten. Infolge der langen Kriegszeit lag die Industrie
gänzlich danieder; Mechaniker gab es wenige, Maschinenarbeiter fehlten
in Deutschland noch gänzlich. Die beiden Fabrikanten mußten daher
letztere aus Bauernburschen erst heranziehen, sie einzeln abrichten und
in der Handhabung der Werkzeuge unterweisen; ebenso waren sie ge¬
zwungen mit den einfachsten Mitteln ihre Gießerei zu gründen, Werk¬
zeuge oft selbst anzufertigen u. s. f. Doch gelang es ihrer Tatkraft und
Ausdauer nach vier Jahren zwei Schnellpressen nach verbessertem Ver¬
fahren herzustellen. Auch wurde im Laufe von zehn Jahren ihre Fabrik
eine Musterschule für Maschinenarbeiter, die auf den Maschinenbau in
Deutschland von hohem Einflüsse war.
Der Ruf ihrer nun vereinfachten und für Bücherdruck und andere
typographische Arbeiten eingerichteten Pressen vermehrte sich so rasch,
Lesebuch für Gewerbl. Fortbildungsschulen. Erweiterte Ausgabe. * 7