192. Italien.
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reiches Feld, das aber bis jetzt noch nicht genügend ansgebeutet wird. Der
Bergbau stand vor alters in großer Blüte, geriet aber im Laufe der Zeiten
sehr in Verfall und bildet auch heute, wenn man von dem Salinenbetrieb
und der Schwefelgewinnung absieht, einen minder wichtigen Teil der ita¬
lienischen Volkswirtschaft. Von nicht geringer Wichtigkeit ist die See-, ins¬
besondere die Korallenfischerei.
Die Industrie Italiens nimmt zwar nicht den ersten Rang in Europa
ein, doch ist sie in einzelnen Zweigen immerhin bedeutend genug und hat in
neuerer Zeit besonders in Toskana und Norditalien einen lebhaften Auf¬
schwung genommen. Die Wagenfabrikation ist in Mailand von hervor¬
ragender Bedeutung. Im Schiffbau nimmt Italien unter den Seestaaten
einen sehr ehrenvollen Rang ein. Musikinstrumente werden in allen größeren
Städten hergestellt; insbesondere sind die Streichinstrumente von Cremona
weltberühmt und Darmsaiten werden nirgend so gut verfertigt wie in den
Abruzzen. In großer Blüte steht in Rom, Neapel, Mailand, Genua uud
Venedig die Herstellung von Gold- und Silberartikeln, wie die Erzeugung
von Bronzewaren ein alter Zweig des italienischen Gewerbefleißes ist.
Italien besitzt ferner großen Reichtum an Marmor, der in Massa und
Carrara in den schönsten Farben und Zeichnungen gebrochen wird. Durch
Alabasterbrüche und Herstellung von Alabasterwaren zeichnet sich der Bezirk
Volterra in der Provinz Pisa aus. Einer Weltberühmtheit erfreut sich die
Erzeugung von Kameen und Mosaiken in Rom, Neapel und Florenz sowie
die Herstellung von Korallenwaren in denselben Städten, dann in Livorno
und Genua. Auch die Industrie in Tonwaren wird in Italien von jeher
mit großem Erfolg betrieben; Terrakotten werden in der geschmackvollsten
Weise und in bewundernswerten Formen hergestellt. Hervorzuheben ist von
Venedig und der Insel Murano die Fabrikation von Schmelz- und gewickel¬
ten Glasperlen, die nach allen Weltteilen ausgeführt werden. Aus den
Lagunen Toskanas gewinnt man Borsäure; Weinstein- und Zitronensäure
werden jährlich in großen Mengen ausgeführt. Die Seifenfabrikation und
die Erzeugung von Krapprot ist ebenfalls sehr bedeutend. Auf dem Gebiete
der Industrie in Nahrungsmitteln ist die Mehlerzeugung sowie die Bereitung
von Teigwaren (Makkaroni), von Pökelfleisch und Würsten, auch die Her¬
stellung von Likören ganz besonders im Schwünge. Der wichtigste Industrie¬
zweig Italiens ist die Seidenindustrie. Die Seidenweberei ist am blühendsten
in Como, Genua, Rom, Mailand und Turin. Ausfuhrartikel sind die Hanf¬
gewebe der Provinzen Bologna und Ferrara, wo auch die Seilerei eine
große Rolle spielt. Die Baumwollindustrie ist dem Umfang nach ebenfalls
ein ganz bedeutender Erwerbszweig. Endlich ist die in technischer Hinsicht
sehr vorgeschrittene Papierindustrie und die weltberühmte Strohwaren¬
erzeugung, insbesondere die Strohhutfabrikation in Florenz und Umgebung
namhaft zu machen. Der Handel, durch die höchst günstige Lage des Landes
gefördert, ist ein sehr lebhafter und umfaßt in der Ein-, Aus- und Durch¬
fuhr einen hohen Wert.