Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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Später wandte man auch die Folter oder Tortur an und suchte durch Daum- und 
Beinschrauben, durch Kneifen mit glühenden Zangen re. das Geständnis von dem Ange¬ 
klagten zu erzwingen.— Wer so der Hexerei überführt war, der wurde ans dem Scheiter¬ 
haufen verbrannt. Über 9 Millionen, meistens Frauen, sind diesem Schicksal verfallen. 
22. Erfindungen im Mittelalter. 
1. Das Schießpulver war in Deutschland schon im 12. Jahrhundert bekannt, 
doch wurde es nur zu Feuerwerken u. a. Spielereien benutzt. Erst zu Anfang des 
14. Jahrhunderts fing man an, das Pulver zum Fortschleudern der Geschosse zu ver¬ 
wenden. Als den Erfinder des Pulvers nennt man gewöhnlich den Mönch Berthold 
Schwarz in Freiburg (oder Mainz). Bei dem Versuche, Gold zu machen, vermischte 
er einmal Salpeter, Schwefel und Kohle. Aus Versehen fiel ein Funke in den Mörser, 
und mit schrecklichem Krach flog die Keule aus dem Mörser gegen die Decke. (1354.) 
Anfangs benutzte man das Pulver nur zum Sprengen, bald aber goß man auch 
Kanonen oder Donnerbüchsen, aus denen man anfangs mit Steinen schoß. Doch 
waren die ersten Kanonen plump und sehr schwer, so daß sie nicht leicht zu handhaben 
waren. Auch das tragbare Feuergewehr war zuerst nur eine verkleinert? Kanone 
und führte den Namen „Muskete". Eine solche war etwa 2 m lang und so schwer, 
daß sie beim Abfeuern auf einen in die Erde gesteckten Gabelstock gelegt werden mußte. 
Anfangs feuerte man sie (wie auch die Kanone) durch eine Lunte ab, und erst später 
kamen die Rad- und Feuerschlösser auf, die durch einen Feuerstein (-Flintstein) das 
Pulver entzündeten (daher der Name Flinte). 
Die ersten Feuergewehre waren somit noch so unvollkommen, daß sie der Arm¬ 
brust noch keineswegs überlegen waren. Sie fanden daher auch nur sehr langsam 
Eingang in die Heere, und noch im 30jührigen Kriege bestand die Hälfte des Fu߬ 
volks aus Hellebardieren und Pikenieren. Erst nachdem man durch Erfindung des 
Bajonetts Spieß und Muskete in einer Waffe vereinigt hatte, wurde die gesamte 
Infanterie (zuerst unter Prinz Eugen vor etwa 180 Jahren) mit dem Feuergewehr 
ausgerüstet. 
2. Buchdruckcrkunst. 1440. Vor der Erfindung der Buchdruckerkunst wurden 
die Bücher durch Abschreiben vervielfältigt, womit sich besonders die Mönche be¬ 
schäftigten. Doch waren solche Bücher sehr teuer, und eine Bibel bezahlte man z. B. 
mit 6—900 Jk Später schnitt man allerlei Heiligenbilder in Holz und druckte sie 
ab. Ebenso versuchte man es mit ganzen Kapiteln aus der Bibel. Aber das war 
immer noch sehr mühsam. Da kani Johann Gutenberg in Mainz auf den Gedanken, 
die Buchstaben einzeln herzustellen und sie zu Wörtern zusammenzusetzen, nach voll¬ 
endetem Druck aber wieder auseinander zu nehmen und zu andern Wörtern zu ver¬ 
wenden. (Derartige von ihm geschnitzte Lettern sind noch jetzt in Mainz vorhanden. 
Sie sind aus Birnbaumholz geschnitzt und etwa 4 cm lang.) Die Geldnot zwang ihn, 
sich mit dem reichen Goldschmied Fust und dessen Schwiegersohn Schöffer zu ver¬ 
binden. Schöffer erfand noch die Kunst, die einzelnen Buchstaben durch den Guß her¬ 
zustellen. Auch die noch jetzt übliche Herstellung der Druckerschwärze ist seine Erfin¬ 
dung. — Die gedruckten Bücher waren bedeutend billiger als die geschriebenen. 
Daher ist es der Erfindung Gutenbergs besonders zu danken, daß heute die Schätze 
des Wissens Gemeingut aller Menschen geworden sind. 
23. Entdeckung Amerikas. 1492. 
1. Kolumbus' Jugend. Der Entdecker Amerikas war Christoph Kolumbus. 
Er war bei Genua geboren. Als Knabe mußte er seinem Vater am Webstuhle be¬ 
hilflich sein; in den Freistunden las er begierig Reisebeschreibungen ltnb ähnliche
	        
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