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Schauenstein wurde i. I. 1800 von Joh, Konrad Storin gegründet und
kam 1822 in den Besitz von Fr. Aug. Becker auf Wendthöhe. Am 1. Febr. 1824
wurde der Ältermann Herm. Heye aus Bremen Mitbesitzer der Fabrik. Die
jetzige Firma „H. Heye Glasfabrik" besteht nach dem Ausscheiden Beckers seit
dem 9. Dez. 1842. Besitzer ist der Geh. Kommerzienrat Heye. Das Werk ist
Ende der 1890er Jahre bedeutend erweitert worden. Es beschäftigt etwa 750
Glasmacher, Korbmacher und andere Arbeiter. — Neuhütte wurde von
A. Becker 1844 gegründet. Von 1831 an hieß die Firma „Gebrüder Stoevesandt
u. Becker" und seit 1861 „Gebrüder Stoevesandt". Die Fabrik besteht heute unter
dieser Firma als Aktiengesellschaft (S. 44) und beschäftigt etwa 500 Mann. —
Schi erb ach ist i. I. 1840 von Thiemann, Rump u. Bensemann gegründet
worden. Mit der Herstellung von Flaschen konnte die Fabrik erst seit 1848 be-
ginnen. Bis dahin hatte die Glashütte Wendthöhe für Schaumburg-Lippe allein
das Recht zur Herstellung von Flaschen. Im Jahre 1860 wurde zu Schierbach
eine zweite Glashütte errichtet. Zur Beschaffung der nötigen Arbeiter-
Wohnungen wurde das Kolonat Nr. 12 in Nienstädt erworben. Die alte Hütte
dient heute als Gemengehaus. Die jetzige Firma Rump u. Riensch beschäftigt
etwa 100 Mann. — Wendthöhe wurde 1817 von Fr. Aug. Becker und dem
Leutnant Severin erbaut. Der Bauplatz auf dem „Höltjebrink" wurde den
Gründern von dem damaligen Fürsten Georg Wilhelm, der sein Land der In-
dustrie erschließen wollte, unter weitgehenden Vergünstigungen überlassen. Die
Fabrik ging 1822 auf F. W. Koch über, 1856 auf Herm. Heye und ist heute
Eigentum des Besitzers vou Schauenstein. Sie beschäftigt etwa 100 Arbeiter.
— In Stadthagen besitzt die Firma Rump und Riensch eine Glashütte, die
an Umfang der zu Schierbach gleichkommt. Eine andere, heute die Oldenburgische
Glashütte "(Aktien-Gesellschaft), ist i. I. 1871 vou A. Lagershausen gegründet
worden. Letztere beschäftigt etwa 400 Arbeiter.
Zur Glasbereitung gebraucht man verschiedene Rohma¬
terialien. Ihre Zusammenstellung richtet sich nach der Festigkeit
und Farbe, welche das Glas erhalten soll. Zu halbweißem Glas
gebraucht man Sand aus Lemgo, Kalk aus Kleinbremen, Kreide-
Niehl, mehrere Erze aus dem Kaukasus, Salz aus Hannover
(Egestorfer Salzwerke) u. a. Zu gelbem Glas verwendet man
noch Sand aus der Nähe vou Minden und gelben Mergel aus
Emmertal bei Pyrmont. Zur Herstellung des schwarzen und des
übrigen farbigen Glases dienen besondere Farbstoffe. Die Roh-
Materialien werden zerkleinert und sorgfältig gemischt (Gemenge,
Gemengemacher). Das Gemenge kommt nebst eingesammelten
Glasscherben in den Schmelzofen (die Wanne); hier bringt es der
Schürer durch starke Hitze zuiu Schmelzest. Bei den neueren Ein-
richtuugeu fließt das geschmolzene Glas aus dem Schmelzofen in
die Arbeitswanne, aus der es dann znr Verarbeitung entnommen
wird. Beim Schmelzen scheiden sich erdige Teile als Schaum
(Glasgalle) aus, der abgefüllt wird. Durch sehr hohe Temperatur
wird die Masse dünnflüssig. Darauf läßt man sie etwas abkühlen.
Nun solgt die Verarbeitung zu den verschiedensten Glaswaren.
In deu hiesigen Glashütten werden hauptsächlich Flaschen herge-
stellt (Medizin-, Bier-, Weinflaschen und Säureballons), die groß-
tenteils nach Amerika abgesetzt werden. Ein Teil der Flaschen
wird in Schauenstein, Neuhütte und Wendthöhe mit Weiden um¬