Full text: Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen

66. Unsere Arzneipflanzen. 
109 
bereiten; denn die Kamille findet sich als Unkraut gar häufig in Korn¬ 
feldern und auf Brachen. Am gewürzhaftesten ist die römische Kamille, 
die sich von der gemeinen durch die zurückgeschlagenen Blütenblütter und 
den starken Geruch unterscheidet. Die Blumen werden am besten an 
trockenen Tagen eingesammelt. Kamillenthee, von dem man so viel, als 
man zwischen drei Fingern halten kann, zu ein paar Tassen nimmt, hat. 
bei Erkältungen, Grimmen, Krämpfen schon vortreffliche Dienste geleistet. 
Auch die Kamille wird zu Kräutersäckchen benutzt und wärmt ebenfalls 
sehr gut. 
Ähnliche Erfolge, wie dem Holunder und der Kamille, rühmt man 
auch den Linden- und Schlehdornblüten nach, und darum sollen auch sie 
zu Thee gesammelt, getrocknet und aufbewahrt werden. 
Gegen andere Übel wird der Malven- und Wollblumenthee gebraucht, 
die gleichfalls als Hausmittel ihren Ruhm wohl verdienen. Man wendet 
beide Theearten als Gurgelwasser bei Halsbeschwerden, Katarrh und 
Verschleimungen der Atmnngsorgane an. Die Malve (Rosenmalve, Stock¬ 
rose) ist eine hübsche Gartenblume mit großen, rosenroten Blüten; nur 
selten findet man sie wild in Hecken und Gebüschen, wie bei Rvhrmoos 
und Olching. Die Wollblume mit ihren silzartigen Blättchen dagegen 
ist an sonnigen Abhängen, an sandigen Äckern re. ziemlich häufig und 
unter dem Namen Königskerze allbekannt. An ihren hohen, walzen¬ 
förmigen Blütenähren entfalten sich die gelben Blumen langsam von 
unten nach oben. Man trifft daher an jeder Pflanze immer nur wenige 
Blüten; man muß dieselben sehr schnell trocknen und in einem luftdichten 
Gesäße aufbewahren. Malven- und Wollblumenthee werden auch zu 
gleichen Teilen gemischt. 
Die Theearten der Minze, der Wegewarte und des Tausendgülden¬ 
krautes haben wieder andere Wirkung; sie stärken den Magen und be¬ 
fördern die Verdauung. Die Minze, von welcher die Minzenzeltchen 
den Namen haben, zeigt schon durch ihren würzigen Geruch, welch 
besondere Heilkraft in ihr wohnt. Es gibt Pfeffer- und Wasserminze; 
erstere wird im Garten gezogen, letztere wächst wild an Bächen und 
Waldrändern und ist von stärkerer Wirkung. 
Noch lange wäre die Reihe unserer heimischen Arzneipflanzen nicht 
zu Ende. Um sie aber alle zu kennen und ihre besonderen Kräfte zu 
wissen, bedarf es eines eigenen Studiums. Nur von einer ganz gewöhn¬ 
lichen, aber nicht der schlechtesten Arzneipflanze wollen wir noch etwas 
hören, dem Wacholderstrauch. Er ist unter dem Namen Krammets¬ 
beerenstrauch , Kranwittstaude überall bekannt und wächst besonders in 
unsern Bergwäldern häufig. Alle seine Teile haben einen harzigen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.