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10. Die letzte Nacht im Elternhause.
wegführt aus dem Arm des Gatten,
denn sie wohnt im Schattenlande,
die des Hauses Mutter war;
denn es fehlt ihr treues Walten,
aus der zarten Kinder Schar,
die sie blühend ihm gebar,
die sie an der treuen Brust
ihre Sorge wacht nicht mehr;
an verwaister Stätte schalten
wird die Fremde, liebeleer.
wachsen sah mit Mutterlust. —
Ach! des Hauses zarte Bande
sind gelöst auf immerdar;
10. Ditz letzte Nacht im Elternhause.
Das griff ans Herz, und ich vergess’ es nimmer:
Es war die letzte Nacht im Vaterhaus;
zieh’n sollt’ ich mit dem ersten Frührotschimmer,
vielleicht auf ewig in die Welt hinaus.
Noch lag ich schlaflos auf dem weichen Pfühle;
denn viel bewegte mir die junge Brust;
des Heimwehs Vorgefühl, des Scheidens Schwüle
und Hoffnung doch, und rege Wanderlust.
Da schlug es zwölf. Die Lampe brannte trübe,
und leise schritt es durch die Kammerthür —
ein Geist erschien mir, doch ein Geist der Liebe;
denn meiner Mutter gleich erschien er mir.
Sie nahte still, als wollte sie nicht stören
des Sohnes, wie sie meinte, tiefe Ruh’
Ich hört’ sie; doch ich schien sie nicht zu hören;
ich sah sie; doch ich schloss die Augen zu.
Wie nah’ ihr Odem! Ihre Hände lagen
auf meinem Haupte, wie schon oft zuvor -—
erlauscht’ ich auch nicht ihrer Lippen Klagen,
mein Herz vernahm, was nicht vernahm mein Ohr.
Dann fühlt’ ich ihre Wange auf der meinen —
warum umschlang ich liebevoll sie nicht,
als ich sie weinen hörte, schmerzlich weinen
und eine Thräne fiel auf mein Gesicht?
Und nochmals neigte sie den Mund, den frommen,
und küsste leise diese Thräne fort.
Drauf ging sie wieder — still, wie sie gekommen.
Ich liess sie geh’n und sprach dazu kein Wort,
— Am Morgen schied ich, ohne ihr zu sagen,
was ich geseh’n, doch wie ein heilig Gut
treu hab’ ich die Erinnerung getragen
im Herzen, wo des Menschen Bestes ruht.