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2. 3m häuslichen Leben. 
Da die Schulstube in der Übung der Selbstzucht beschränkt ist, 
trägt sie ihre Wirkung hinaus ins häusliche Leben. Geschichte, 
ethisches Lesen und namentlich die Bibel geben Beispiele zur Be¬ 
wunderung der Selbstbeherrschung. Die Leiden Christi sind den Rnaben 
nicht ohne weiteres selbstverständlich. ,,Warum sich der Herr iIesus 
das alles hat gefallen lassen?" Rn solch hehre Vorbilder knüpfen wir 
an, ergehen uns aber nicht in allgemeinen Nutzanwendungen, ,,daß man 
die Selbstbeherrschung im späteren Leben sehr notwendig braucht und 
daß sich schon mancher ins Unglück gestürzt hat usw.", sondern steigen 
herab zu den Versuchungen des Rinderalltags und zeigen, wie in be¬ 
stimmten Fällen Neugierde, Naschhaftigkeit, Rachsucht, Lügenhaftigkeit, 
Ungehorsam, Diebslust aus eigener Willenskraft überwunden werden 
konnte. Beispiele der Verlockung bietet die Großstadt leider genug, 
da ihr die Rücksichtnahme auf die unreife Jugend in vielen Dingen 
gänzlich abhanden gekommen ist. 
schließlich überzeugen einige Niederschriften den Lehrer von 
der Wirkung seiner Worte: ,,Einst sah ich in einer Ruslage ein 
Indianerbüchlein. Ich wollte es gleich kaufen. Da war es 
mir plötzlich, als riefe eine Stimme: Das darfst du nicht kaufen, das ist 
Verschwendung! Ich ging vom Laden weg und lat das Geld in die 
Sparbüchse. — 3m Sommer bin ich in den Wald und habe Erd¬ 
beeren gepflückt. Ruf dem Heimweg wollte ich alle zusammenessen. 
Dies tat ich nicht und trug alle nach Hause. — Hm Mittwoch hatten 
wir als R u f g a b e einen Schmetterling zum Zeichnen und Russchneiden. 
Da ich ein schlechter Zeichner bin, dachte ich mir auf dem Heimwege: 
Das ist heute nachmittag eine schöne Rrbeit für meinen Bruder und 
ich gehe fort zum Spielen. Rls aber die Essenszeit vorbei war, sagte 
ich zu mir: Das wäre morgen ein unverdientes Lob. Schnell setzte 
ich mich hin und zeichnete selbst den Schmetterling. — Einst fand ich 
ein T a s ch e n m e s s e r. Ich wußte auch, wer es verloren hatte. Nun 
dachte ich lange: Soll ich das Messer wieder zurückgeben oder nicht? 
Da ich mich aber beherrschte, gab ich das Messer zurück. — Wir 
führten aus der Wiese aus Spaß K r i e g. Jeder hatte eine Stange 
zum Fechten. Rls es anging, schlug mir einer mit der Latte auf die 
Hand. Zornentbrannt wollte ich ihm eine zurückgeben. Ich beherrschte 
mich jedoch und so ging es ohne Zurückgeben auch. — Einmal stand 
ich vor einem Ronditorladen. Ich hatte 15 Pfennig in der 
Tasche. Sehnsüchtig schaute ich nach den Rüchen. Eine Dame aß 
Arbeitsschule. 10
	        
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