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Der Christ im Tode. 
sehr Neben. Vergeben Sie mir diVe Fehltritte!" Ge, 
rührt küßte der Vater sein liebes Kind, das sich dann 
beruhiget auf sein Kopf-Kisten hinlegte, welches bald dar» 
auf sein Sterbei Kisten wurde. Mit rührender Standhaf- 
tigkeit nahm er noch von seinen Geschwistern Abschied, 
deren jedem er ein Andenken bestimmt hatte. Er sah im¬ 
mer ruhiger, immer zufriedener sein Ende herannahen, 
bis er endlich entkräftet und sanft entschlummerte. — Mit 
solchen frommen, guten Gesinnungen kann man grwiß 
Immer, eS sey als Kind oder Greis, ruhig dem Tode 
entgegen gehen. Ein solcher Mensch ist für die Ewigkeit 
reif, Gott mag ihn frühe oder spät dahin abfordern. 
528. s. 
Nach einem langen und männlichen, aber vergebli¬ 
chen Kampfe mit seiner Krankheit, ließ Addison, jener 
schätzbare Schriftsteller Englands, die Acrzre von sich, 
und mit ihnen vergaß er alle Hoffnung zum Leben. 
Aber darum vergaß er nicht seine Sorgfalt für die Le¬ 
benden; denn er ließ einen jungen naben Anverwandten 
zu sich kommen, der ein ausgebildeter Mensch, aber doch 
nicht so vollkommen war, daß er nicht durch die guten 
Eindrücke seines sterbenden Freundes noch hätte gebessert 
werden können. — Der Jüngling, der über seinen bevor¬ 
stehenden Verlust sich äusserst betrübte, kam; aber schon 
schimmerte das Lebens>Lichr durch die Hülle des Körper- 
nur noch schwach hindurch. Der sterbende Freund schwieg 
anfangs. — Nach einer bescheidenen und ehrerbietigen 
Pause sagte der junge Mensch: ,,Werthester Oheim ! Sie 
haben mich rufen lassen — ich glaube und hoffe, daß Sie 
mir noch etwas befehlen wollen; ich werde Ihre Befehle 
emsig befolgen." — Hierauf ergriff Addison des Jung, 
lings Hand, drückte sie, und erwiederte leise: „Siehe, 
mein Sohn! in welchem Frieden ein Christ 
sterben kann!" — Er sprach's mit Mühe aus, und 
starb bald darauf. — So belebte selbst in der letzten 
Stunde des Lebens ein starker Glaube und eine feurige
	        
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