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Der Christ im Tode.
sehr Neben. Vergeben Sie mir diVe Fehltritte!" Ge,
rührt küßte der Vater sein liebes Kind, das sich dann
beruhiget auf sein Kopf-Kisten hinlegte, welches bald dar»
auf sein Sterbei Kisten wurde. Mit rührender Standhaf-
tigkeit nahm er noch von seinen Geschwistern Abschied,
deren jedem er ein Andenken bestimmt hatte. Er sah im¬
mer ruhiger, immer zufriedener sein Ende herannahen,
bis er endlich entkräftet und sanft entschlummerte. — Mit
solchen frommen, guten Gesinnungen kann man grwiß
Immer, eS sey als Kind oder Greis, ruhig dem Tode
entgegen gehen. Ein solcher Mensch ist für die Ewigkeit
reif, Gott mag ihn frühe oder spät dahin abfordern.
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Nach einem langen und männlichen, aber vergebli¬
chen Kampfe mit seiner Krankheit, ließ Addison, jener
schätzbare Schriftsteller Englands, die Acrzre von sich,
und mit ihnen vergaß er alle Hoffnung zum Leben.
Aber darum vergaß er nicht seine Sorgfalt für die Le¬
benden; denn er ließ einen jungen naben Anverwandten
zu sich kommen, der ein ausgebildeter Mensch, aber doch
nicht so vollkommen war, daß er nicht durch die guten
Eindrücke seines sterbenden Freundes noch hätte gebessert
werden können. — Der Jüngling, der über seinen bevor¬
stehenden Verlust sich äusserst betrübte, kam; aber schon
schimmerte das Lebens>Lichr durch die Hülle des Körper-
nur noch schwach hindurch. Der sterbende Freund schwieg
anfangs. — Nach einer bescheidenen und ehrerbietigen
Pause sagte der junge Mensch: ,,Werthester Oheim ! Sie
haben mich rufen lassen — ich glaube und hoffe, daß Sie
mir noch etwas befehlen wollen; ich werde Ihre Befehle
emsig befolgen." — Hierauf ergriff Addison des Jung,
lings Hand, drückte sie, und erwiederte leise: „Siehe,
mein Sohn! in welchem Frieden ein Christ
sterben kann!" — Er sprach's mit Mühe aus, und
starb bald darauf. — So belebte selbst in der letzten
Stunde des Lebens ein starker Glaube und eine feurige