Full text: Lesebuch für die obere Klasse der Katholischen Elementarschulen in dem Herzogthume Schlesien und der Grafschaft Glaz

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beß hr euqch dei seiner Ansicht in einer antcnoiten Stellung eures Kdr⸗ 
pers vor ihm beuget und hoͤflich gruͤßet, so wird er gewiß ein günsti⸗ 
ges Urtheil uͤber euch faͤllen, und euch, als artige und gesittete Kinder, 
ruͤhmen: Wuͤrdet ihr wohl, wenn ihr diese Hoͤflichkeitsbezeugung un⸗ 
lerließet, und ihn, wie gedankenlose Kldtze, mit offenem Munde an⸗ 
dafftet, auch dieses kob zu erwarten haben? 
Die Religion erlaubt es uns auch, sich durch ein aͤußeres gefaͤlli⸗ 
zes Betragen um die Gunst anderer Menschen zu bewerben; indem 
sie ) ausdruͤckich sagt daß einer dem onvern mit Ehrerbietigkeit 
uvorkommen solle. Es wird euch, meine lieben Kinder, also gewiß 
lebr augenehm seyn, in eurem jetzigen Alter, welches euch dem Um⸗ 
zange mit andern Menschen immer naͤher bringt, noch einige Vor⸗ 
schriften kennen zu lernen, welche ihr zu befolgen habt, wenn ihr fuͤr 
artige und gesittete Menschen gehalten verden wollet. 
Die erste and vorzuͤglichsie Quelle des aͤußeren Anstandes und der 
Artigkeit ist die innere, durch Religion und Vernunft geleitete Kugenb 
und Rechischaffenheit, Wer diele nicht besitzt, und sich blos durch 
eine aͤußere erzwungene Hoͤflichkeit bei anderen Menschen beliebt zu ma⸗ 
hen sucht, wird zwar manchmahl, durch List und Taͤuschung, die 
Sunst Anderer auf eine Zeitlang erschleichen, aber sich den dauerhaften 
Vesitz derselben hebiß nie verschaffes konnen. Man wird ihn bei der 
ersten Gelegenheit keimen lernen, und seine Heuchelei um so mehr ver⸗ 
abscheuen, je boshafter und unreiner das Herz ist, welches er unter der 
uderen Larve eret zu verbergen sucht. Wenn du dich daher 
bei Anderen beisebt machen willst, sa 
sey 1) rechtschaffen, das heißt, frage bei dem, waß du 
han wiüst, nicht darnoch vb es dein⸗n Sinnen schmeichte, oder deine 
Neigungen und Begierden befriebige, sondern ob es den Ausspruͤchen 
ber Religion und Vernunft angemessen sey. Es werden dich dann nicht 
nur die guten Menschen lieben, londern auch jene hochschaͤten, welche 
sich die Erfüllung ihrer Pflichten eben nicht ganz besonders angelegen 
lehn lassen* 
2) Bey drdentlich, das heißt, bestrebe dich deine Geschaͤfte 
immer so nach einander einzurichten, daß jedes derselben in einer be⸗ 
flimmten Zeit mit der gehoͤrigen Puͤnktlichkeit abgethan werden koͤnne; 
und lege deine Sachen mmer dahin, wo du sie, noͤthigen Falles, ge⸗ 
schwind und unbeschaͤdiget wieder finden kannst. 
Ein Mensch, der seine Kleider, Schuhe, Struͤmpfe und dergleß— 
chen des Abends an einen gewissen Ort legt, der wird des Morgent 
dicht nottig haben, das eine Stuͤct hied, datz snderre der 
Einem soichen Menschen wird man gern feine J 
) Roͤmer All, 10.
	        
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