Full text: Die Gesellschaftskunde, eine notwendige Ergänzung des Geschichtsunterrichts

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Übungen. Das hängt aber eben daran, daß der Unterricht es nur mit an¬ 
schaubaren Thatsachen zu thun hat. 
Die Weite des Einblicks in die gesellschaftlichen Verhältnisse schreibt 
sich sodann daher, daß die Orientierung sich über das ganze sociale Gebiet 
erstreckt; und dies wird dadurch ermöglicht, daß die fünf Abschnitte vereint 
auftreten. Und woran hängt das? Ebenfalls wieder daran, daß lediglich die 
elementaren Thatsachen den Lehrstoff ausmachen. 
Wie dann weiter das begriffliche Erfassen der gesellschaftlichen Verhältnisse 
zahlreiche Vor blicke in die Theorie gewährt; und wie diese Vorblicke und 
ethischen Direktive darum so schätzenswert sind, weil sie nicht angefochten 
werden können; und wie dies alles wiederum daran hängt, daß die elementaren 
Thatsachen es sind, von denen die Vorblicke und ethischen Leitgedanken aus¬ 
gehen, — das werden die erwähnten drei Beispiele genügend klargestellt haben. 
Will dagegen der Unterricht den Boden der elementaren Thatsachen ver¬ 
lassen und in einem der Zweiggebiete zum technisch Theoretischen über¬ 
gehen (also, um bloß der Volkswirtschaft zu gedenken, z. B. von Kapital und 
Arbeit und ihrem Verhältnis zu einander reden, von Wert, Preis und Geld, 
von Goldwährung und Silberwährung, von Kredit, Wechsel und Banken, von 
Gewinn, Bodenrente, Kapitalrente, von Freihandel und Schutzzoll, vom Ver¬ 
hältnis zwischen Industrie, Ackerbau und Handel, von Heimatswirtschast und 
Kolonialwesen u. s. w. u. s. w.) — was übrigens in der Volksschule wohl 
nicht leicht jemandem einfallen wird — : so häuft sich hier der Stoff alsobald 
dermaßen an, daß der Lehrer entweder gar nicht zu den übrigen Abschnitten ge¬ 
langen kann, oder überall mit höchst unbefriedigenden Bruchstücken sich behelfen 
muß. Überdies wird er auf betn unbekannten Terrain so viel mit dem Neu¬ 
lernen des konkreten Stoffes zu thun haben, daß für das denkende Durcharbeiten 
(worin doch die eigentliche Bildung steckt), zumal für die wichtigen Anwendungs¬ 
übungen, nur wenig Zeit übrig bleibt, — ungerechnet, daß vorläufig nicht ein¬ 
mal abzusehen ist, wie man auf diesen Gebieten, die noch so wenig pädagogisch 
durchgearbeitet sind, die Anwendungsaufgaben in der nötigen Zahl finden will?) 
Kurz, der Lehrer muß bald merken, daß er sich in Lehrgebiete verirrt hat, die 
erst dann an die Reihe kommen können, wenn das Schullernen, das Lernen für 
allgemeine Bildung, absolviert ist und nun das beruflich-technische Lernen 
(und die Beschäftigung mit Lieblingsfächern) beginnen darf. Was endlich den 
*) Die populären „Leitfäden", welche sich für diesen llnterricht anbieten, sind denn 
auch nichts anderes als ein „höheres" Seitenstück zu den bekannten armseligen kom- 
pendienartigen Realien-Leitfäden; ein Gemenge von konkretem Stoff und vorgesagten 
trockenen Begrisfserklärungen; von den Anwendungsaufgaben lassen die Verfasser wohl¬ 
weislich die Finger. Bemerkenswert ist außerdem, daß diese Kompendien nichts davon 
sagen, daß ein elementarer Kursus vorausgegangen sein müsse. Geht aber ein elemen. 
tarerKursus nicht voraus, wie sollen dann die Schüler diesen doktrinären Unterricht 
verstehen, oder auch nur einigermaßen Interesse daran haben?
	        
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