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Unser deutsches Vaterland.
so Gelehrte, Professoren, Lehrer, Erzieher in Scharen nach dem Osten gewandert
und haben deutsche Wissenschaft und Bildung und alle guten Künste angebaut.
Die Folge ist, daß bis auf diesen Tag die deutsche Sprache im Osten, so wenig
ihr jetzt dort vielfach Liebe und Dankbarkeit entgegengebracht wird, die unent¬
behrliche Vermittlerin für den geistigen Verkehr ist.
Aber auch nach den andern Richtungen hat Deutschland fruchtbarste An¬
regungen ausgestrahlt; so nach dem Norden, wo die skandinavischen Länder durch
die Reformation in den Bannkreis deutschen Geisteslebens hineingezogen wurden.
Das nachbarliche Dänemark konnte im 18. Jahrhundert, durch die deutschen
Herzogtümer auch politisch mit Deutschland verknüpft, beinahe für ein Außenland
deutscher Literatur und Bildung angesehen werden. Und im 19. Jahrhundert
haben deutsche Philosophie und Dichtung den beiden westlichen Nationen die An¬
regungen zurückgegeben, die sie zuvor von ihnen empfangen hatten.
Endlich hat im letzten halben Jahrhundert deutsches Wesen jenseits des
Ozeans eine neue Stätte gefunden, in Nordamerika, wo Millionen unserer Lands¬
leute sich selber und deutscher Sprache und Bildung eine neue Heiniat gegründet
haben. Nirgends vielleicht findet deutsche Sprache, deutsche Wissenschaft, deutsches
Geistesleben gegenwärtig außerhalb der eigenen Grenzen so freie und dankbare
Anerkennung und Würdigung als bei der großen Nation, die drüben als jüngste
unter den Kulturnationen entstanden ist. Vor allem dürfen die deutschen Uni¬
versitäten mit stolzer und dankbarer Freude auf die Saaten blicken, die dort
aufgehen und schon zu reifen beginnen, es ist Geist von ihrem Geist, der dort
gedeiht. So hat das deutsche Wesen durch Geben und Empfangen eine Art
Allgegenwart in allen Ländern der europäischen Kultur, eine Allgegenwart, die
übrigens schon beim Eintritt der Deutschen in die Geschichte zur Zeit der Völkerwande¬
rung gleichsam vorbedeutet und vorbereitet worden ist; haben doch alle modernen
Kulturvölker durch die Überschwemmung mit kriegerischen Wandervölkern germanischer
Herkunft eine starke Legierung mit deutschem Blut erfahren.
Und mit dieser Allgegenwart des Deutschtums hängt nun noch eine Tat¬
sache zusammen, die hier Erwähnung verdient, die Tatsache, daß kein Volk der
Erde in solchem Umfang und in solcher Tiefe sprachliche und geschichtliche Studien
getrieben hat wie das deutsche. Die Sprachen und Literaturen aller Völker sind
von Deutschen erforscht, vielfach so, daß die Forschung in der eigenen Heimat
beinahe als ein Ableger der deutschen Forschung betrachtet werden kann. Und
ebenso ist die Geschichte aller Völker von Deutschen erforscht und beschrieben
worden, wieder oft so, daß diese Völker selbst die deutschen Darstellungen als
mustergültig anerkennen. Ein Zeugnis für die überragende Bedeutung der deutschen
Wissenschaft in dieser Richtung ist es, daß Jünger der Wissenschaft aus allen
Ländern auf die deutschen Universitäten ziehen, um sich hier in die philologisch¬
historischen Studien auf allen Gebieten einführen zu lassen.
Bildet nun die letzte Aufgabe aller historisch-philologischen Forschung, mit
W. v. Humboldt zu reden, die Erkenntnis des Menschen oder der Menschheit,