Full text: Altdeutsches Lesebuch mit Anmerkungen (1)

ta? sgi? egg? Kg»? ksrr k-sr- ca? ra? t^ap t^i? ^ pg§? 44 J 
wâ si dar ûs sollen körnen. Der nu diß in der wârheit wil an sehen und 
merken, der erkennet wol, das wärer fride und rûwe nit lit an üßerlichen 
dingen. Wan wêre dein also, sô hête der böse geist ouch fride, wenne 
es im gienge nach sinem willen und wolgefallen, das doch mit nicht 
enist1). Wan der herre sprächet durch den Propheten ‘die bösen und unge- 
trewen haben keinen fride'. Und dar umbe sullen wir merken und eben 
war nemen des frides, den Kristus sînen lieben jungem zu letze ließ, dö 
er sprach: ‘mînen fride laße ich ûch2), mînen fride den gibe ich üch.’ 
In disem Worte mag man wol merken, das Kristus den lîplîchen und 
üßerlichen fride nit gemeint hat, wan die lieben jungem und alle liebhaber 
und nächfolger Kristi haben von anbegin groß trübsal, vorfolgung und 
martir geliden, als Kristus selber sprach : ‘in diser zit werdet ir betwenknis3) 
haben.’ Aber Kristus meint den wären innerlichen fride des herzen, der 
sich hie an sähet und weret dort êwiglîchen. Dar umbe sprach er: 
‘nicht als in die weit gibt,’ wan die weit ist falsch und betrügt4) in iren 
gäben: si vorheist5) vil und heit wenig. Es lebet ouch nimant üf erden, 
der alwege rûwe und fride habe, an trübsal und Widerwertigkeit, dem es 
allezît gê nach sinem willen: es müs ie hie geliden sin, man köre es recht 
wie man wolle. Und so man einer anfechtunge ledig wirt, so körnen 
villichte ander zwo an die stat. Dar umb so ergib dich williglichen dar 
in und suche alleine den wären fride des herzen, den dir nimant genemen 
mag, da mit du alle anfechtunge überwindest. Dar umb meinte er den 
innerlichen fride, der da durch breche durch alle anfechtunge und wider- 
wertigkeit druckes, lidens, eilendes oder schmächeit oder des glichen was 
des ist, das man dar inne frölich und gedultig wer, als die lieben jungem 
und nächfolger Kristi gewest sint. Wer nu mit liebe allen sin en flis und 
ernst dar zu töte, der wurde gar schiere erkennen den wären ewigen 
fride, der got selber ist, nach muglichkeit der crêatûr, also das im süße 
wurde, das im vor sûre was, und das sin herze unbewegt stünde alzit in 
allen dingen und nach disem leben körne zu dem ewigen fride. 
-)Cc- 
75. Aus dem Sachsenspiegel0). 
(um 1220.) 
a. Von den zwei Gewalten. 
Tvei s vert') lit got in ertrike to bescermene8) de kristenheit. Deme 
pavesej is gesat dat geistlike, deme keisere dat wertlike. Deme pavese 
is ok gesat do ridene to bescedener 10) tiet u) up eneme blanken perde12) undt 
') mit nichten der Fall ist. — 2) iuch. — 3) Bedrängnis. — 4) s. be- 
triegen. 5) verheizen. — 6) Eike von Repkow, ein anhaitischer Ritter, 
verfaßte dieses Rechtsbuch zunächst in lateinischer Sprache; auf Bitten 
des Grafen Hoyer von Falkenstein übertrug er sein Werk in die nieder 
sächsische Mundart. — Text nach der Ausgabe von C G. Homeyer, 
2. Ausl. S. 27, 232, 213. Berlin 1835. — 7) Schwerter. — 8) beschirmen. — 
9) Papst. — 10) besceiden: festsetzen. — n) Zeit. — 12) vgl. Offenbarung 
Johannis 6,2 und 19,11. 
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