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Du hast aus meinem Frieden mich heraus
Geschreckt, in gährend Drachengift hast du
Die Milch der frommen Denkart mir verwandelt,
Zum Ungeheuren hast du mich gewöhnt —
Wer sich des Kinde? Haupt zum Ziele setzte,
Der kann auch treffen in das Herz des Feind's.
Die armen Kindlein, die unschuldigen,
Das treue Weib muß ich vor deiner Wuth
Beschützen, Landvogt — Da, als ich den Bogenstrang
Anzog — als mir die Hand erzitterte —
Als du mit grausam teufelischer Lust
Mich zwangst, auf's Haupt des Kindes anzulegen —
Als ich ohnmächtig flehend rang vor dir.
Damals gelobt' ich mir in meinem Innern
Mit surchtbar'm Eidschwur, den nur Gott gehört,
Daß meines nächsten Schusses erstes Ziel
Dein Herz sein sollte — Was ich mir gelobt
In jenes Augenblickes Höllenqualen,
Ist eine heil'ge Schuld, ich will sie zahlen!
Du bist mein Herr und meine? Kaisers Vogt;
Doch nicht der Kaiser hätte sich erlaubt,
Was du — Er sandte dich in diese Lande,
Um Recht zu sprechen — strenges, denn er zürnet —
Doch nicht um mit der mörderischen Lust
Dich jedes Greuels straflos zu erfrechen.
Es lebt ein Gott, zu strafen und zu rächen!
Komm du hervor, du Bringer bittrer Schmerzen,
Mein theures Kleinod jetzt, mein höchster Schatz! —
Ein Ziel will ich dir geben, das bis jetzt
Der frommen Bitte undurchdringlich war —
Doch dir soll es nicht widerstehn. — Und du,
Vertraute Bogensehne, die so oft
Mir treu gedient hat in der Freude Spielen,
Verlaß mich nicht im fürchterlichen Ernst!
Nur jetzt noch halte fest, du treuer Strang,
Der mir so oft den herben Pfeil beflügelt. —
Entränn' er jetzo kraftlos meinen Händen:
Ich habe keinen zweiten zu versenden.
Auf dieser Bank von Stein will ich mich setzen,
Dem Wanderer zur kurzen Ruh' bereitet; —
Denn hier ist keine Heimath. — Jeder treibt
Sich an dem Andern rasch und fremd vorüber,