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schnell wenden sich die Fuhrwerke nach rechts und links, und auf denr
frei gewordenen Mittelwege saust ein Automobillöschzug der Feuer¬
wehr vorüber einer Brandstätte zu, nach der man sie durch tele¬
graphische Botschaft gerufen hat. Uber uns erblicken wir zahllose
Telephondrähte, die, an Gerüsten auf den Dächern befestigt, die
entferntesten Teile der Stadt miteinander verbinden.
Allmählich näherten wir uns denr Südende der Friedrichstraße,
die hier durch die Säulenhallen des Halleschen Tores abgeschlossen
ist. Vor uns lag der kreisrunde Belle-Alliance-Platz, in dessen Mitte
die von einer Viktoria gekrönte Friederrssäule sich erhebt. Plötzlich
ging eine lebhafte Bewegung durch die Menge. Die Fußgänger
blieben stehen und ordneten sich in Reihen. Dahersprengende Schutz¬
leute unterbrachen den Wagenverkehr. Aller Allgen blickten er¬
wartungsvoll nach denr Tore, durch das rauschende Militärmusik
hereindrang. Ein Regiment kehrte vom Truppenübungsplätze zurück;
geführt aber wurde es von dem obersten Kriegsherrn, denr Kaiser
selbst. Dicht hinter dem Musikkorps ritt er, mit ernster Freundlich¬
keit die ehrfllrchtsvollen Grüße seines Volkes erwidernd.
5. Vor dem Brandenburger Tore.
Wir kehrten nach der Straße „Hüter den Linden" zurück.MAn
ihrem westlichen Ende liegt das Brandenburger Tor. Dieses herr¬
liche Bauwerk wird voll einer Siegesgöttin überragt, die sich auf
einem von vier Pferden gezogenen Kriegswagen erhebt. 1807 wurde
dieses Kunstwerk von den Franzosen nach Paris entführt, 1814 aber
besonders durch Blüchers Einschreiten wieder zurückgebracht unb
am 7. August, als die aus Frankreich heimkehrenden Truppeil ihren
Siegeseinzug hielten, von neuenl enthüllt. Seitdem trügt die
Standarte der Viktoria ein Eisernes Kreuz.
Durch das Brandenburger Tor gelangt man, an den marmornen
Standbildern Kaiser Friedrichs III. und seiner Gemahlin Viktoria
vorüber, tu den Tiergarten, einen ausgedehnten Park, der von
Zahlreichen Wegen durchkreuzt wird. Gleich an seinem Anfange
breitet sich der weite Königsplatz aus. Herrliche Anlagen umgeben
die in seiner Mitte errichtete Siegessäule, ein Denkmal der Siege
Kaiser Wilhelms I.
Von der Siegessülüe schaut nran nach Süden in eine Allee
hinein, die auf beiden Seiten mit Standbildern besetzt ist. In dieser
„Siegesallee" stehen die Marmorfiguren der Fürsten Branden-
bnrgs und Preußens von Albrecht dem Bären bis auf Kaiser Wil-
hellll I. Reben jedem Fürsten siild die Büstell je zweier für seine
Zeit besoirders bedeutungsvollen Männer (Soldaten, Staatsmänner,