Full text: (Zweites und drittes Schuljahr) (Teil 1 für Kl. 8 u. 7)

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wurden sie nicht alle satt von dem, was unter den Tisch gefallen war. 
Die Krumen reichten nicht immer aus. Deshalb sagte eines Abends eins 
von den Tieren: „Wißt ihr was? — Ich mache mich morgen früh auf 
und suche ein besseres Quartier. Es gibt ja noch mehr Stuben auf der 
Welt als diese, man braucht nur einen Blick auf den Vorplatz zu tun, 
um das zu wissen! Ich will eine Stube suchen, wo mehr Krumen liegen 
als hier." — Da sahen es seine Geschwister verwundert an, und da sie 
nicht wissen konnten, ob nicht in der Fremde das Glück zu finden sei, 
antworteten sie ihm: „Tu, was dir das beste zu sein scheint. Wir 
bleibeil derweil hier." 
Ani andern Morgen, als das Zimmer ausgefegt wurde und die 
Tür offen stand und das Dienstmädchen den Spiegel putzte und ein 
Lied sang, da schlüpfte das Mäuslein unter das Sofa und von da unter 
einen großen Lehnstuhl und dann in einem Nu zur Stube hinaus auf 
den Vorplatz. 
Der Vorplatz war breit und groß und dunkel, und es zog gewaltig 
im Hause. Neugierig lief das Mäuslein in alle Ecken und suchte die 
tiefsten Schatten aus, damit es nur ja nicht gesehen werde. 
Aber als es auf dem Vorplatz nichts für seinen Hunger fand und 
auch kein Schlupfloch, worin es sich hätte verstecken können, beschloß es, 
weiter zu reisen und kam an eine breite Treppe, die nach oben führte. 
Es hüpfte von einer Stufe auf die andere, und als es oben angekommen 
war, sah es staunend hinunter in die Tiefe, kam sich sehr mutig und 
kühn vor und sprang auch eine zweite Treppe noch hinauf, und das 
Herz klopfte ihm in der Brust vor Freude und Anstrengung. In Ge¬ 
danken beschloß es, bald zu seinen Geschwistern zurückzukehren und ihnen 
von seinen Abenteuern und Fahrten, von seinem Mute und seiner Furcht¬ 
losigkeit viel zu erzählen. Ach, würden d i e Augen machen! 
Da kam es zu einer hölzerner Bodenkür und lief davor hin und her 
und fand endlich ein Loch im Holz, durch das es schlüpfen konnte. 
Es sah sich mitten auf einem weiten Boden, in einer Ecke lag ein un¬ 
geheurer Haufen Korn aufgeschüttet, und viele Säcke waren an den 
Wänden aufgetürmt. Nun brauchte es nicht mehr zu hungern. Es aß 
sich satt und lief umher, floh an den Mauern hin und kletterte auf 
die Säcke, suchte sich ein Versteck und fand schließlich ein leeres Mauseloch. 
Da trug es sich alte Sackfäden, die überall umherlagen, zusammen und 
beschloß, hier zu bleiben. 
Gegen den Nachmittag, als es den ganzen Boden untersucht und
	        
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