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214. Wie die Menschen einander helfen.
Ilse Frapan.
Ich kenne einen Schuhmacher. Er macht neue Stiefel und flickt die
alten. Aber wenn er einen Rock oder eine Hose braucht, muß er zum
Schneider gehen. Der Schneider will neue Hemden haben, ja — da
muß ihm die Näherin helfen, die für den Weißwarenladen arbeitet.
Die Näherin kann ihre Wäsche nicht selber waschen, sie hat dazu keine
Zeit und versteht es auch nicht so gut wie das Nähen an der Näh¬
maschine. Aber die Wäscherin kann gut waschen, und so säubert sie die
schmutzige Wäsche. Die Wäscherin braucht einen neuen Plättofen. Ja,
aber sie kann keinen Ofen machen, da muß ihr der Schlosser helfen.
Der Schlosser will eine größere Werkstätte haben, da muß er den Maurer
bitten. Der Maurer kann wohl die Mauern machen, aber erst muß
der Bauplan gezeichnet sein. Das tut der Baumeister. Der Baumeister
will Kaffee trinken. Aber er kann nicht erst darum nach Amerika reisen
und den Kaffee im Schiffe herüberholen, das tut für ihn der Schiffs¬
kapitän. Der Schiffskapitän kann den Kaffee nicht selber verkaufen,
das tut der Großkaufmann an der Börse im großen. Aber wenn man
ein halbes Pfund Kaffee kaufen will, so geht man doch nicht an die
Börse, sondern zum Krämer. Denn vom Eroßkaufmann hat der Krämer
den Kaffee gekauft, und er hat sich einen Laden gemietet, wo er den
Kaffee im kleinen wieder verkauft. Der Großkaufmann will Semmeln
zum Kaffee essen, da kommt der Brotträger und bringt sie ihm ins
Haus. Hat der Brotträger die Semmeln gebacken? Nein, das hat der
Bäcker getan. Der Bäcker will Wurst haben, aber im Backofen gibt es
keine Wurst. Er schickt aber zum Wurstmacher. Der Wurstmacher be¬
kommt das Fleisch vom Schlächter. Der Schlächter kauft die Ochsen,
Kälber und Schweine, die geschlachtet werden müssen, beim Bauern;
der sie aufgezogen hat. Der Bauer braucht eiserne Werkzeuge, um die
Erde locker zu machen, Pflug und Egge. Er kann diese Werkzeuge nicht
selber machen, er muß deshalb zum Schmied gehen. Der Schmied, der
Bauer, der Kaufmann und alle andern Leute haben Kinder. Die Kinder
müssen unterrichtet werden; die Eltern verstehen es nicht so gut und
haben auch keine Zeit dazu. Aber Zeit hat der Lehrer und die Lehrerin.
So kommen die Kinder in die Schule.
Alle, alle Menschen helfen einander. Dazu sind sie da. Alle, alle
sind Brüder und Schwestern, die einander helfen und lieben sollen.
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