11
Professoren und tüchtige Künstler gesehen. Dort sitzen oft Leute, die
mehr von Musik verstehen als die ganze übrige Zuhörerschaft zusammen¬
genommen."
Es war elf Uhr, als ich mich verabschiedete. Zuvor wurde ich in
die Schlafkammer geführt, um die Kinder zu sehen, die in einem Bettchen
lagen in gesundem, rosigem Kinderschlaf. Hühnchen strich leise mit der
Hand über den Rand der Bettstelle. ,,Dies ist meine Schatzkiste," sagte
er mit leuchtenden Augen, ,,hier bewahre ich meine Kostbarkeiten — alle
Reichtümer Indiens können das nicht erkaufen!"
Als ich einsam durch die warme Sommernacht nach Hause zurückkehrte,
war mein Herz gerührt, und in meinem Gemüt bewegte ich mancherlei
herzliche Wünsche für die Zukunft dieser glücklichen Menschen. Aber was
sollte ich ihnen wünschen? Würde Reichtum ihr Glück befördern? Würde
Ruhm und Ehre ihnen gedeihlich sein, wonach sie gar nicht trachteten?
„Gütige Vorsehung," dachte ich zuletzt, „gib ihnen Brot und gib ihnen
Gesundheit bis ans Ende — für das übrige werden sie schon selber
sorgen! Denn wer das Glück in sich trägt in still zufriedener Brust, der
wandelt sonnigen Herzens dahin durch die Welt, und der goldene
Schimmer verlockt ihn nicht, dem die andern gierig nachjagen; denn
das Köstlichste nennt er bereits sein eigen."
5. Das Dorf.
Robert Reinick.
1. Steht ein Kirchlein im Dorf,
Geht der Weg dran vorbei,
Und die Hühner, die machen
Am Weg ein Geschrei.
2. Und die Tauben, die flattern
Da oben am Dach,
Und die Enten, die schnattern
Da unten am Bach.
3. Auf der Brück' steht ein Junge,
Der singt, datz es schallt;
Kommt ein Wagen gefahren,
Der Fuhrmann, der knallt.
4. Und der Wagen voll Heu,
Der kommt von der Wiese,
Und oben darauf
Sitzt der Hans und die Liefe
5. Die jodeln und jauchzen
Und lachen alle beid',
Und das klingt durch den Abend,
Es ist eine Freud'.
6. Und dem König sein Thron,
Der ist prächtig und weich;
Doch im Heu zu sitzen,
Dem kommt doch nichts gleich