280
durch Aufhängen von Nistkasten. Wald- und Wildpflege freilich
stimmen nicht immer zusammen, dennoch verliert die Poesie des
Waldes, wenn keine Fährte mehr zu schauen ist.
4. Das Schönste freilich, was der Wald besitzt, sind seine alt-
ehrwürdigen Bäume und Bestände. Die hohen Säulen mit ihrem
gewölbten Laubdach, der alte Baumriese samt der wilden Felspartie,
sie sind dem Naturfreunde mehr als die Bauwerke von Menschen¬
hand, denen der Kunstsinn huldigt. Alles zwar hat seine Zeit, und
auch der alte Baumstamm muß endlich fallen; doch schone seiner,
wo er eine seltene Erscheinung ist, bis andere Rücksichten ihr Recht
fordern. Dem alten Einsiedler aber, dem Zeugen mächtiger Natur¬
kraft, an dem Jahrhunderte und ganze Geschlechter mit ihrer Ge¬
schichte vorübergingen, der vielleicht unter Millionen Bäumen seinen
besonderen Namen führt und, weithin bekannt, manchen längst
schlummernden Sohn des Waldes unter seinem Dach sah — ihm
gönne seine Stätte, bis der Sturm ihn bricht oder sein letztes Blatt
verblichen ist. Dann setze ihm einen jungen Stamm zum Andenken
und zum Namenserben, ein Merkzeichen des Orts im weiten Walde!
Heinrich Burckhardt.
„Pfleget den Wald! Er ist des Wohlstands sichere Quelle,
rasch verheert ihn die Axt, langsam nur wächst er heran.
All unser Schaffen und Wirken, die Enkel werden es richten;
lasset uns sorgen mit Fleiß, daß sie uns rühmen dereinst.“
(H. Sohnrey, Landjugend.)
107. Die Baumwolle und ihre Bearbeitung.
1. Die Baumwolle gehört zu den wichtigsten Produkten des
Pflanzenreichs. Eine große Zahl der gebräuchlichsten Gewebe, wie
Kattun, Schirting, Kaliko, Musselin, Satin, Pikee, Manchester und
viele andere stellt man aus Baumwollgarn her. Die Rohprodukte der
Baumwollindustrie liefert hauptsächlich Amerika. Daneben kommen
aber auch noch andere Länder in Betracht, wie Ostindien, Afrika, Süd¬
europa. Doch sind nicht alle Arten gleichwertig, da sie aus ver¬
schiedenen Pflanzen gezogen werden.
2. Die Baumwollpflanze gehört zu den Malvengewächsen und
bildet Kräuter oder Sträucher, deren Höhe zwischen einem halben
und vier Metern schwankt! Ursprünglich sind es wildwachsende
Tropengewächse, die durch die Kultur veredelt wurden. Die vielfach
verästelten Stengel sind stark behaart und tragen große gelappte
Blätter. In den Blattwinkeln, also an den Stellen, wo die Blattstiele
aus den Stengeln entspringen, stehen große, blaßgelbe Blüten. Die