234 DaS britische Reich.
und Thiere passiren, alles aufs natürlichste und täuschendste dem
Auge dargeboten.
„Von hier kehrt man zum Orchester zurück, von wel»
chen um diese Zeit gewöhnlich eine große Arie oder sonst ein
ausgesuchtes Tonstück erschallt. Dann lustwandelt man in den
hellen Baumgängen, und besucht die verschiedenen Säle. Pfcil-
schnell verfliegt die Zeit; ehe man es erwartete, ist es Mit«
ternacht. Eine zweite Glocke ruft uns in einen andern Theil deä
Gartens, zu einem artigen Feuerwerke. Nach demselben vertheilt
sich der größte Theil der Gesellschaft in die Logen, wo man in
kleinen, selbst gewählten Kreisen fröhlich zu Abend ißt, und da/
bei die draußen umherwandelnde schöne Welt die Musterung pas-
sircn läßt."
„Späterhin wird auf dem grünen Rasen in der Nähe deö
Orchesters getanzt. Indessen würde fick in London ein Mädchen
von gutem Rufe zu einer solchen öffentlichen Ausstellung nicht
verstehen; doch betrugen die, welche wir hier sahen, sich anstän¬
dig, und waren jung, schön und wohlgekleidet. Gewöhnlich bricht
der Tag über allen diesen Freuden an; doch pflegt die gute Ge¬
sellschaft sich vor 2 Uhr zu entfernen; später artet der Ton aus,
und wird zuweilen wild und bacchantisch."
„Ranelagh ist nicht in London selbst, sondern in dem Dorfe
Chelsea (Tschelsi) nahe bei der Stadt, an der Themse, aufwärts.
Hier finden wir eine schöne große Rotunde mit einem Garten.
„Vom Februar bis Ende Mai wird hier alle Tage, Sonntags
ausgenommen, Abends 9 Uhr Musik gemacht. Der Saal ist
glänzend erleuchtet; man wandelt umher, spricht mit Bekannten,
betrachtet die Unbekannten, setzt sich zuletzt mit seiner Gesellschaft
an einen Theetisch, und fährt dann wieder nach Hause. Rane-
lagh ist. mehr Sammelplatz der vornehmen Welt als Vaurhall,
aber dafür auch unendlich langweiliger. Der Anblick des großen,
glänzend erleuchteten Saals voll geputzter Herren und Damen
hat etwas Imposantes; aber er macht keinen fröhlichen Eindruck."
Eben so belehrend als belustigend ist der Besuch von Wecks
(Wihks) Museum. Hier findet man die künstlichsten und nied¬
lichsten Arbeiten, die nur der Kunstfleiß und die Mechanik hervor¬
bringen kann, aus dem köstlichsten Material aufgestellt. Unter
andern sah hier Madame Schopenhauer einen schönen, lebensgro/
ßen silbernen Schwan, der in einem kleinen Bassin auf lehr
täuschend sich bewegenden krystallenen Wellen zu schwimmen schien.
„Kleine goldene Fische spielten lustig um ihn her; er dehnte die
Flügel aus, und putzte die schimmernden Federn. Dann fing er
einen Fisch, und schluckte ihn mit sichtbarer Anstrengung nieder.
Ein weniger reizendes, aber wegen seiner Kleinheit noch unbe/
greiflicheres Kunstwerk war eine schwarze Kreuzspinne, nicht grö¬
ßer, als man sic wohl zuweilen findet. Wie nach Willkür lief