Full text: [Teil 3b = 9. Schulj] (Teil 3b = 9. Schulj)

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Haushaltung. So lebten wir nebeneinander hin, und die Jahre vergingen. 
Ehrenfried hatte wohl einmal den Wunsch geäußert, einen eignen ftram 
zu beginnen; aber er sprach das nur so hin, als sei es für Leute seines 
Schlages doch nicht zu erschwingen; denn er war fast ohne Mittel. Die 
Zinsen seines kleinen Vermögens und ein gut Teil seines Verdienstes gab 
er einer ältern kränklichen Schwester. Das habe ich aber erst späterhin 
von ihm erfahren. — Ich hatte schon einige dreißig Jahre hinter mir, 
und Ehrenfried mochte nah an die vierzig sein, da starb die Schwester, und 
er begann nun wohl mit Ernst auch an sich selbst zu denken." 
2. Die Alte warf einen liebevollen Blick aus das Bildchen in dem 
Immortellenkranz. „Sie wissen, Herr Lehrer," sagte sie dann, „der Herr 
Senator hat einen Speicher in der kleinen Straße, die nach der Marsch 
hinuntergeht; dahinter ist ein großer Gemüsegarten, woraus für Winter 
und Sommer das ganze Haus versorgt wird. Eines Vormittags hatte 
die Frau Senatorin mich hingeschickt, um etwas Kraut zur Suppe zu 
schneiden. Es war just am heiligen Pfingsttage — so was vergißt sich 
nicht, Herr Lehrer —, man konnte über die niedrigen Stachelbeerzäune 
weithin auf die Nachbargärten sehen, wo die Leute in ihrem Sonntags¬ 
zeug zwischen den Beeten umhergingen; denn es lag alles im klarsten 
Sonnenschein. Der blaue Flieder duftete, der überall an den Steigen 
wuchs, und drunten von der Marsch hörte man die Lerchen singen. Ich 
hatte am Morgen einen liebreichen Brief von meinem Bruder erhalten, 
der seit Iahren mit Hilfe des Herrn Senators im Hannöverschen ein 
Kommissionsgeschäft errichtet hatte; es ging ihm wohl; er hatte Frau 
und Kind; aber er vergaß auch seine Schwester nicht. Die blaue Früh- 
lingsluft war nicht heitrer als mein Gemüt dazumalen. So in Ge¬ 
danken ging ich den breiten Steig hinab; als ich aber bei dem großen 
Holunderbusch um die Ecke biege — denn der Garten liegt hier im Winkel 
— sehe ich Ehrenfried im braunen Sonntagsrock und, mit der langen Pfeife 
zwischen den Spargelbeeten stehen. Er pflegte an Sonn- und Festtagen 
wohl ein wenig in der Gärtnerei zu hantieren. „Es gibt nicht viel, Mamsell 
Meta," rief er mir zu, „die Beete sind zu alt. — IG ja, das Alter!" 
setzte er wie mit sich selber sprechend hinzu; dann legte er die Hand mit 
der Pfeife auf den Rücken und begann wieder mit seinem Messer die 
Oberfläche des Beetes zu untersuchen. Da ich ebenfalls ein Messer in 
der Hand hatte, so trat ich in die andre Seite des Beetes. „Ich 
will Ihnen helfen, Herr Ehrenfried," sagte ich, „vier Augen sehen mehr 
als zwei," und zugleich hatte ich schon einen schönen weißen Spargel auf 
einer Seite bloßgelegt. Ehrenfried sah eine Weile zu mir hinüber. „Das 
ist richtig, Mamsell Meta!" sagte er dann, indem er sorgfältig den Spar¬ 
gel aus der Erde hob. Wir gingen sorgfältig an diesem und noch zwei 
andern Beeten auf und ab, aber die Ernte war nur spärlich.No full text available for this image
	        
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