Object: Nicolaisches Realienbuch

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B. Das Königreich Ungarn. 
325 000 qkm mit 9 Millionen Einwohner, also 59 auf 1 qkm. Ungarn 
ist kleiner als Preußen und noch geringer besiedelt als Österreich. Die Be¬ 
wohner sind zur größeren Hälfte Magyaren. Dazu kommen noch Slawen, 
Deutsche, Romanen und Inden. 
1. Ungarn ist zum größten Teil ein waldarmes Flachland mit Land¬ 
klima. Die ausgedehnten Weiden (Pußten) nähren zahlreiche Herden von 
Pferden, Rindern, Schweinen und Schafen, mit denen ein lebhafter Ausfuhr- 
handel betrieben wird. Während der meist regenlosen Sommermonate verdorrt 
fast der ganze Pflanzenwnchs. Trotzdem wird in der ungarischen Tiefebene 
neben Mais besonders Weizen angebaut. In den bergigen Gegenden gedeiht 
feuriger Wein (Tokay, Erlau). Dem Lande eigentümlich find die großen dorf¬ 
ähnlichen Niederlassungen. Die Hauptstadt Budapest, der Sitz der Regierung, 
bildet den Mittelpunkt für den ungarischen Handel nnd Verkehr (Getreide, 
Wein, Öl, Vieh). An der Donau liegt ferner die frühere Krönnngsstadt 
Preßburg. In der Ebene ist Debreczin wegen seiner großen Märkte und 
Szegedin als Handelsplatz und Knotenpunkt mehrerer Eisenbahnen von Be¬ 
deutung. 2. Siebenbürgen nimmt die Südostecke des von den Karpathen ein¬ 
geschlossenen Gebietes ein. Hier wird Ackerbau und Viehzucht betrieben 
(Pferde und Rinder). Der Bergbau liefert große Ausbeute an Gold und 
Salz. Die Bewohner sind Rumänen, Magyaren (Klausenburg) und Deutsche. 
Der Mittelpunkt der deutschen Siedelungen ist Hermannstadt. Größer aber 
und gewerbtätiger ist das in herrlicher Umgebung gelegene Kronstadt (Tuch- 
und Lodenstoffe), welches auch den Grenzverkehr mit der Walachei vermittelt. 
3. Kroatien-Slavonien erstreckt sich von der Küste des Adriatischen Meeres 
Zwischen Drau und Save bis zur Donau. Die Bewohner sind größtenteils 
katholische Slawen. Die Hauptstadt für beide Länder und Sitz der Regierung 
ist Agram. In Slavonien ist Esseg der Haupthandelsplatz für Getreide. 
An der Küste entwickelt sich Fiume mit vortrefflichem Hafen zu einer be¬ 
deutenden Handelsstadt, besonders mit Südeuropa, Nordafrika und Brasilien. 
Bosnien mit der Herzegowina war ftüher türkische Provinz und wird 
seit 1879 von Österreich verwaltet. Das waldreiche, meist gebirgige Land mit 
der Hauptstadt Sarajevo liegt südlich der Drau und ist durch Dalmatien 
vom Adrmtischen Meere getrennt. Das Land ist reich an Eisen und Braun¬ 
kohlen, auch blüht die Gewerbtätigkeit auf (Teppiche, Gold- und Silber- 
stickereien, Waffen). Die Bewohner sind vorwiegend katholische Serben, Vr 
von ihnen bekennen sich zum Mohammedanismus. 
Das Königreich Rumänien. 
131 000 qkm groß, 6 Millionen Einwohner, also 46 ans 1 qkm. Mehr 
als dreimal so groß wie Brandenburg, aber nur wenig mehr Einwohner. 
1. Oberflächenbildung. Den größten Teil des Landes nimmt die 
Walachische Tiefebene ein. Am linken Ufer der Donau und in ihrem Mündungs¬ 
gebiet finden sich weite sumpfige Niederungen, die von Sumpfvögeln stark be-
	        
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