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Kater, „denn ein Beinbruch tut weh. Ich hätte mich auch gern
davongemacht, als mir der Koch mit seinem Hackmesser das Bein
zerschlug.“ „Was hattest du dem Koch getan?“ fragte der Pudel.
„Ei,“ erwiderte der Kater, „ich wollte mir ein Rebhühnchen holen,
das auf dem Herde stand und gar zu angenehm roch.“ „So?“
sagte der Pudel, „du bist lahm geworden, weil du gestohlen hattest?
Das ist mir leid; dann können wir nicht weiter zusammen reisen.“
Und er schlug einen andern Weg ein.
147. Till Eulenspiegel. Von Klara Reichner.
Auch ein Schatzkästlein. 6. bis 8. Tausend. Stuttgart o. I. S. 24.
1.
er Till Eulenspiegel war ein gar närrischer Kauz,
welcher wirklich vor langer, langer Zeit einmal ge¬
lebt und seine vielen Schalkstreiche ausgeübt hat,
die er von früh bis spät nicht lassen konnte; denn
er war ein so lustiger Vogel von Anfang bis zu
Ende, wie’s keinen zweiten auf Erden je gegeben hat.
Till Eulenspiegel ging eines Tages über Feld. Unterwegs be¬
gegnete ihm ein Fuhrmann, der auf einer steinigen Straße seine
Pferde über die Gebühr antrieb, damit sie schneller laufen sollten.
„Kann ich,“ fragte er im Vorbeijagen, „wohl noch vor Abend zur
Stadt kommen?“ Eulenspiegel antwortete: „Ja — wenn Ihr langsam
fahrt!“ „Der Kerl ist wohl nicht klug!“ dachte der Fuhrmann und
trieb seine Pferde nur noch mehr an.
Gegen Abend kam Eulenspiegel auf demselben Wege zurück
und traf denselben Fuhrmann wieder auf der Straße an, und zwar
in großer Verlegenheit. Vom dem Jagen auf steinigem Boden
war ihm ein Rad gebrochen. Er konnte also mit seinem Wagen
nicht von der Stelle und mußte sich bequemen, die Nacht unter
freiem Himmel zuzubringen. „Sagte ich’s Euch nicht,“ sprach
Eulenspiegel, „daß Ihr langsam fahren müßtet, wenn Ihr heute
noch zur Stadt wolltet?“
2.
Dieser gescheite und lustige Till Eulenspiegel hatte unter anderm
auch die sonderbare Gewohnheit, daß er lachte, so oft sein Weg
bergan ging, und weinte, so oft er den Berg auf der andern Seite
wieder hinabstieg. Warum mochte er das wohl tun? „Wenn ich