Full text: [Teil 2 = Kl. 7] (Teil 2 = Kl. 7)

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ihm ein. Die Frau des Armen reichte ihm die Hand, hieß ihn will¬ 
kommen und sagte, er möchte sich’s bequem machen und vorlieb 
nehmen, sie hätten nicht viel, aber was es wäre, gäben sie von 
Herzen gern. Dann setzte sie Kartoffeln ans Feuer, und derweil 
sie kochten, melkte sie ihre Ziege, damit sie ein wenig Milch dazu 
hätten. Und als der Tisch gedeckt war, setzte sich der liebe Gott 
nieder und aß mit ihnen, und schmeckte ihm die schlechte Kost 
gut, denn es waren vergnügte Gesichter dabei. Nachdem sie 
gegessen hatten und Schlafenszeit war, rief die Frau heimlich ihren 
Mann und sprach: „Hör’, lieber Mann, wir wollen uns heut nacht 
eine Streu machen, damit der arme Wanderer sich in unser Bett 
legen und ausruhen kann; er ist den ganzen Tag über gegangen, 
da wird einer müde.“ „Von Herzen gern,“ antwortete er, „ich 
will’s ihm anbieten,“ ging zu dem lieben Gott und bat ihn, wenn’s 
ihm recht wäre, möcht’ er sich in ihr Bett legen und seine Glieder 
ordentlich ausruhen. Der liebe Gott wollte den beiden Alten ihr 
Lager nicht nehmen; aber sie ließen nicht ab, bis er es endlich 
tat und sich in ihr Bett legte; sich selbst aber machten sie eine 
Streu auf die Erde. Am andern Morgen standen sie vor Tag 
schon auf und kochten dem Gast ein Frühstück, so gut sie es 
hatten. Als nun die Sonne durchs Fensterlein schien und der 
liebe Gott aufgestanden war, aß er wieder mit ihnen und wollte 
dann seines Weges ziehen. Als er in der Tür stand, kehrte er 
sich um und sprach: „Weil ihr so mitleidig und fromm seid, so 
wünscht euch dreierlei, das will ich euch erfüllen.“ Da sagte 
der Arme: „Was soll ich mir sonst wünschen als die ewige 
Seligkeit, und daß wir zwei, solang’ wir leben, gesund dabei 
bleiben und unser notdürftiges täglich Brot haben; fürs dritte weiß 
ich mir nichts zu wünschen.“ Der liebe Gott sprach: „Willst du 
dir nicht ein neues Haus für das alte wünschen?“ „O ja,“ sagte 
der Mann, „wenn ich das auch noch erhalten kann, so wär 
mir’s wohl lieb.“ Da erfüllte der Herr ihre Wünsche, verwandelte 
ihr altes Haus in ein neues, gab ihnen nochmals seinen Segen 
und zog weiter. 
Es war schon voller Tag, als der Reiche aufstand. Er legte 
sich ins Fenster und sah gegenüber ein neues, reinliches Haus mit 
roten Ziegeln, wo sonst eine alte Hütte gestanden hatte. Da 
machte er große Augen, rief seine Frau herbei und sprach: „Sag 
mir, was ist geschehen? Gestern abend stand noch die alte, elende
	        
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