Full text: [Teil 2 = Kl. 7] (Teil 2 = Kl. 7)

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lud nicht bloß seine Verwandten, Freunde und Bekannten, sondern 
auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kinde hold und gewogen 
wären. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche. Weil er aber nur 
zwöls goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, so mußte eine 
von ihnen daheim bleiben. Das Fest ward mit aller Pracht geseiert, 
und als es zu Ende war, beschenkten die weisen Frauen das Kind mit 
ihren Wundergaben: die eine mit Tugend, die andere mit Schönheit, die 
dritte mit Reichtum und so 
mit allem, was aus der Welt 
zu wünschen ist. Als elf ihre 
Sprüche eben getan hatten, trat 
plötzlich die dreizehnte herein. 
Sie wollte sich dafür rächen, 
daß sie nicht eingeladen war, 
und ohne jemand zu grüßen 
oder nur anzusehen, rief sie mit 
lauter Stimme: „Die Königs¬ 
tochter soll sich in ihrem fünf¬ 
zehnten Jahr an einer Spin¬ 
del stechen und tot hinfallen." 
Und ohne ein Wort weiter 
zu sprechen, kehrte sie sich um 
und verließ den Saal. Alle 
waren erschrocken; da trat die 
zwölfte hervor, die ihren 
Wunsch noch übrig hatte, und 
weil sie den bösen Spruch 
nicht ausheben, sondern ihn 
nur mildern konnte, so sagte sie: „Es soll aber kein Tod sein, sondern 
ein hundertjähriger, tiefer Schlaf, in welchen die Königstochter füllt." 
2. 
Der König, der sein liebes Kind vor dem Unglück gern bewahren 
wollte, ließ den Befehl ausgehen, daß alle Spindeln im ganzen König¬ 
reich sollten verbrannt werden. An dem Mädchen aber wurden die 
Gaben der weisen Frauen sämtlich erfüllt; denn es war so schön, 
sittsam, freundlich und verständig, daß es jedermann, der es ansah, lieb¬ 
haben mußte. Es geschah, daß an dem Tage, an dem es gerade fünf¬ 
zehn Jahr alt ward, der König und die Königin nicht zu Haus waren 
und das Mädchen ganz allein im Schloß zurückblieb. Da ging es aller-
	        
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