Herr Büsumcr, kommt und setzet Euch,
trinkt und erzählt ein Histörchen!' — „Gleich!"
Der Büsumer setzt sich, trinkt und spricht:
„Ein rechtes Histörchen weiß ich nicht;
doch ist euch Lustiges angenehm,
so gab's recht dumme Leute vordem
zu Bis horst, das vergangen ist,
da wohnt' einst mancher gute Christ,
die Kirche aber war so klein,
sie fanden bei Tage kaum hinein;
wie sollt' es erst in der Christnacht gescheh'n,
wenn alle Wege mit Schnee verweh'n! —
Da spannten sie einen langen Strick
von der Kirchentür zum Dorf zurück,
dran gingen sie hin, wenn Christnacht war,
möcht' sein das Wetter trüb' oder klar.
Sie kamen lange Jahre mit Glück
am Stricke hin und wieder zurück.
Doch einmal band ein böser Mann
den Strick an den offenen Brunnen an.
Plantsch! füllt der erst' in das Wasser da;
der zweite dahinter war schon nah
und denkt, er schließt die Kirchentür,
und ruft: „Laß offen, ich bin schon hier!"
Plantsch! füllt der zweite dazu ins Loch;
da ruft der dritte: „Warte doch!
Was machst du zu?" und plantscht hinein.
Da ruft der vierte hinterdrein:
„Was schlagt ihr denn die Pforte zu?"
und plantscht hinein im selben Nu.
Der fünft' und sechste mit Weib und Kind,
das purzelt alles hinein geschwind:
Drein plumpt das ganze Volk gemach,
der Pfarr und Küster hintennach —
und blieb nicht eine Seel' am Ort,
ganz war es ausgestorben dort.
Und kamen sie miteinander um,
so war auch kein Lamento drum.
Zuletzt getrost’ sich jeder Christ,
daß solch ein Volk verstorben ist! —
Es geh' der Krug die Reih' herum,
dankt Gott, daß keiner von uns so dumm!"
4*