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Am mittelländischen Meere, an der Granze deS
Landes der Hebräer, lag ein Ländchen, ungefähr halb
so groß als Holland. Dieses bergige Küstenland,
25 Meilen lang und etwa g. Meilen breit, war mit
blühenden Städten, mit Flecken und Dörfern und
mit Menschen angesüllt. Was dieses arme Land,
Las nur wenig Getreide hervorbrachte, seinen Be¬
wohnern nicht geben konnte, höhlten sie auf ihren
Handelsreisen aus den benachbarten reichen Kornlän-
dcrn, aus Syrien, Palästina und Aegypten. Hier
wohnten
die Phönizier,
das berühmteste Handelsvolk der alten Welt. Sie
lebten ursprünglich als Seeräuber am arabischen oder
persischen Meerbusen, bis sie sich endlich auf der
schönen Küste niederließen, die für ihr Gewerbe so
vortrefflich gelegen war, wo sie zuerst dre Stadt
Sidon erbauten. Aus den kühnen Räubern wur¬
den nach und nach friedliche Seefahrer, unternehmen¬
de Kaufleute, ein gebildetes Volk, das wieder Bil¬
dung zu andern Völkern brachte.
Phönizien war nie der Herrschaft eines ein¬
zigen inländischen Königs unterworfen. Es bestand
seit den ältesten Zeiten aus einzelnen Städten, wel¬
che mit ihren Gebietern von erblichen Fürsten oder
Oberhäuptern beherrscht wurden. In diesen kleinen
Staaten entstanden häusig Unruhen. Die unzufrie¬
denen Einwohner wunderten aus, um sich in andern
Gegenden des Landes ntederzulaffen, und so wurden
nach und nach die ganze Küste und die benachbarten
Inseln angebaut. Das ganze Land glich zuletzt einem
einzigen langen Orte, der nur durch Gärten und
Landgüter unterbrochen war und in sechs bis acht
Stadtgebiete eingether'lt wurde.
Sidon, schon zu Jakobs Zeiten, (r§OO Jahre
vor Christus) ein reicher Handelsplatz, und Tyrus,