Schulter an Schulter mit dieser bei der Verteidigung. Die zerstörende
Kraft ihrer Geschosse, verbunden mit der Wirkung in die Ferne und
nicht zuletzt auch der moralische*, nervenerschütternde Eindruck des Geschütz¬
feuers begründet die Bedeutung der Artillerie. Unsere heutigen Feld¬
geschütze können bereits auf 7500 Meter Entfernung ihr wirksames Feuers
beginnen, dessen Genauigkeit geradezu erschreckend groß ist. Sobald
eine Batterie* sich mit einigen Granaten*, deren Aufschlag leicht zu
beobachten ist, „eingeschossen", d. h. wenn sie nach den ersten etwaigen
Fehlschüssen die Entfernung bis zum Ziel genau kennen gelernt hat, schlägt
sicher Geschoß auf Geschoß in den Feind ein. Und welche Wirkung 10
haben heute die Geschosse unserer Feldartillerie der einstigen fast harm¬
losen Vollkugel gegenüber! Die Granaten zersplittern im Aufschlag in
eine Unzahl Sprengstücke, von denen das kleinste noch mörderisch wirkt,
und das Schrapnell* schmettert, in der Luft krepierend*, die Masse seiner
kleinen Kugeln verheerend selbst in Truppen hinein, die hinter Deckungen is
sich sicher fühlten.
So ist die Artillerie als Waffe derart im Ansehen gestiegen, daß
einige sie bereits die Hauptwaffe genannt haben und ihr den ent¬
scheidendsten Anteil an den deutschen Erfolgen von 1870/71 zusprachen.
Das ist nun freilich ein Irrtum. Nur die Infanterie kann schließlich 20
mit ihrem Vorwärtsdringen den Feind vertreiben; nur sehr schlechte
Truppen werden durch eine bloße Kanonade zum Verlassen ihrer
Stellung veranlaßt. Wohl aber ist die Artillerie die unentbehrliche
Helferin des Fußvolks geworden: sie öffnet seinem Angriff die Bahn
zum Erfolg und erspart ihm dadurch unerträgliche Verluste; sie über-25
schüttet den anstürmenden Feind derart mit ihren Geschossen, daß er
bereits erschüttert in den Wirkungsbereich des Gewehres gelangt. Sie
ist es allein, die die notwendige Schonung der Infanterie ermöglichen
kann. Als im Dezember 1870 die stark zusammengeschmolzenen Korps
der deutschen Zweiten Armee den der Zahl nach weit überlegenen Kräften 30
der ftanzösischen Loirearmee gegenübertraten, wies Prinz Friedrich Karl
mit Recht seine Generale darauf hin, daß die Artillerie den kostbar
gewordenen Fußtruppen ausgiebig vorarbeiten müsse, um ihr den Kampf
zu erleichtern. Z. T. nach H. Vogt.
58. Die deutsche Kriegsflotte.
(Seit die Menschen das graue Meer befahren, hat der Kampf ums
Dasein dazu genötigt, dem friedlichen Handelsschiff das bewaffnete
Kriegsfahrzeug zur Seite zu stellen. Vielfach wechselte im Laufe der