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des Trinkers entartet, es entsteht Fettleber oder die schreckliche, unheil¬
bare Leberverhürtung. Dieses furchtbare Übel findet sich fast nur bei
Trinkern, weshalb es von den englischen Ärzten auch „Leber der Schnaps¬
trinker" genannt wird. Diese Kranken bekommen schließlich die Wasser¬
sucht und müssen unter den entsetzlichsten Qualen sterben. 5
Die Nieren des Trinkers entzünden sich oder schrumpfen ein. Es
entsteht die gefürchtete „Brightsche Krankheit", eine schleichende, tückische,
schwer heilbare Nierenentzündung, wobei viele Kranke an der Wasser¬
sucht zu gründe gehn. Denn es steht geschrieben: „Wer im Wein lebt,
der stirbt im Wasser." — Das Herz der Biertrinker ist vergrößert, 10
krampfhaft erweitert und meistens verfettet. Ein plötzlicher Tod an
Herzlähmung, ein sogenannter Herzschlag ist gewöhnlich das Ende dieser
Leute. — Kehlkopf und Lungen werden empfindlich und zu Katarrhen
geneigt, daher die rauhe, heisere Stimme der alten Trinker. Die Milz
schwillt oder schrumpft ein, die Augen werden blutüberfüllt und schwach- 15
sichtig, das Gehör verliert seine Schärfe, Ohrensausen und Schwer¬
hörigkeit entstehn durch den oft wiederholten Blutandrang zum Kopfe.
Gehirn und Nerven leiden schwer durch den Einfluß des Alkohols.
4. Ich will dir nur den Säuferwahnsinn schildern. Die Trinker,
die in dieses Leiden verfallen, sehen überall Ratten, Mäuse, Käfer, 20
kleine Teufelchen oder Gespenster. Der Kranke schwitzt und zittert, eine
schreckliche Unruhe treibt ihn umher, und vollkommene Schlaflosigkeit
peinigt ihn. In schweren Fällen glaubt der Kranke furchtbare Ab¬
gründe vor sich zu sehen, Lähmungen und Plötzlicher Tod können eintreten.
In leichtern Fällen verfällt der Kranke nach einiger Zeit in Schlaf und 25
ist geheilt, bis er wieder in sein altes Laster zurückfällt und durch
wiederholte Unmäßigkeit im Trinken einen neuen Anfall heraufbeschwört.
— Bon den sonstigen Nervenleiden, die die Trinker heimsuchen, sind
hauptsächlich zu nennen: Schlaflosigkeit, die fallende Sucht (Epilepsie),
allgemeine fortschreitende Lähmung, Wahnsinn. vr. A. Wmner. 30
3. Vom Branntweintrinken.
1. An der Entsittlichung vieler Menschen, an der Füllung der Zucht-,
Armen-, Kranken- und Irrenhäuser, an der großen Zahl der Selbst¬
morde, am Ruin des Familienglücks, an Armut und Bettelei, an Arbeits¬
scheu und Vagabundentum trägt zum größten Teil das Branntweintrinken 35
die Schuld. Krieg, Cholera, Pest und Seuchen richten viel Elend in der
Welt an; aber der unendliche und überall verbreitete Jammer, den
das Laster der Trunksucht anrichtet, ist größer; denn es verwüstet Leib
und Seele. Dieser Feind des häuslichen und bürgerlichen Wohles ist
leider in viele Wohnungen eingedrungen, rumort da gar arg, schtngt-M
Möbel entzwei, trügt die Betten zum Hanse hinaus, zerreißt btet'$föttäfy?r’*naU*
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