Endlich, als schon der Tag zur Neige ging, zur Zeit, da nach
so rascher Fahrt wir leicht schon hätten zu Hause sein können, wurden
wir entlassen, um nun den Weg über Berg und Tal in stockfinsterer
Nacht zurückzulegen.
Als wir durch den Ausgang des Bahnhofes schlichen, murmelte
mein Pate: „Beim Dampfwagen da — 's ist doch der Teufel dabeil“
Peter Rosegger.
155. Spruch.
Großer Menschen Werke zu sehn,
schlägt einen nieder;
doch erhebt es auch wieder,
daß so etwas durch Menschen geschehn.
Friedrich Rückert.
156. Tunnelbau.
In unseren Tagen hat die Technik des Tunnelbaues ausge—
zeichnetes Neuland erobert. Wenn wir heute von einem Tunnel im
allgemeinen reden, so denkt man zu allererst wohl an jene viele
hundert Kilometer langen Bauten, die im Laufe der letzten zwanzig
Jahre für den Untergrundverkehr der Großstädte entstanden sind.
Man denkt an die kühnen Flußunterführungen in Newpork und
Paris oder an die Maulwurfsarbeiten in Condon und Hamburg
und erinnert sich der riesenhaften Fortschritte, welche die Tunnel
bautechnik hier gemacht hat.
Wenn dann aber die Rede auf den eigentlichen Gebirgstunnel
kommt, so ist man wohl geneigt, den für etwas Altvertrautes und
Harmloses zu halten. Man erinnert sich an den Bau des Gotthard—
Tunnels, der vor vierzig Jahren in Angriff genommen wurde, zu
einer Zeit also, da die elektrische Uraftübertragung noch in den
LKinderschuhen steckte, und glaubt, hier alten Besitzstand der Technik
vor sich zu haben.
Doch diese Anschauung ist nicht zutreffend. Auch auf dem Ge⸗
biete des Gebirgstunnels hat es große Fortschritte gegeben. Auf
den Bau des Gotthard⸗Tunnels folgte der Tunnel durch den Mont
Cenis, der durch den Simplon und nun endlich der durch den
Lötschberg. Und bei jedem Bau wurden die Arbeitsweisen ver—
bessert, wurden neue technische Hilfsmittel herangezogen.
Beim Gotthard-Tunnel war man recht zufrieden, wenn man
im Caufe eines vierundzwanzigstündigen Arbeitstages in einem
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