Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerbd.]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerbd.])

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in den Wald hinein, gefolgt von den Jagdknechten. „Jetzt nach — 
flink!“ rief der Kurfürst, dessen Antlitz vor Vergnügen strahlte. 
„Wir nehmen den Weg nach lints, gnädiger Herr,“ sagte der 
Oberjägermeister von Oppen, „Bülow wird die andre Partei 
rechts abführen, Ew. Durchlaucht behalten die Mitte.“ Während 
des Rittes durch den Wald sprachen der KQurfürst und sein 
Begleiter nicht miteinander — Friedrich Wilhelm war ganz 
Weildmantn. —; dumpf hörten sie in der Ferne das Bellen der 
Meute, das sich bald ganz verlor. 
„Da ist die Hundelehle, der See blitzt schon durch die Tannen!“ 
rief jetzt der Kurfürst. Bald hielten die Reiter auf dem kleinen 
Höhenzuge, der den See umgibt. „Noch haben sie den Vurschen 
nicht,“ sagte Friedrich Wilhelm, nach dem jenseitigen Ufer blickend, 
halblaut vor sich hin. Seine Blicke waren heiter, von der sonst 
so ernsten Stirn war die letzte Falte geschwunden. „Welch eine 
Lust, sich so im Walde zu tummeln,“ lachte er; „ich sehe mich im 
Geiste wieder in Letzlingens Forsten, wo ich sorglos auf meinem 
Braunen durch die grünbewölbten Gänge sprengte. Es war eine 
schöne Zeit.“ — „Durchlaucht haben eine schönere über Dero 
Land gebracht,“ enigegnete sein Begleiter; „damals war die Mark 
ein Spielball in den Händen grausamer Feinde. Jeder, dem es 
beliebte, durfte in dieses arme Land fallen. Ew. Liebden starke 
Hand hat es groß gemacht, und selbst im stolzen Frankreich nennt 
an Dero Namen nicht ohne Furcht, wenn ein Krieg mit 
Deutschland droht.“ — „Gott hat es gnädig gefügt,“ sagte der 
Qucfürst; „ich habe getan, was ich konnte. Dieses kleine Land 
ist mächtig geworden und wird fernerhin wachsen durch die Kraft 
seiner Herrscher und seiner Bürger.“ 
Aus dem Walde brachen jetzt die Hunde hervor; die Spur 
des Wildes verfolgend, eilten sie an dem Seeufer entlang, wo das 
Tier seinen Weg genommen hatte. Die Augen des Kurfürsten 
funkelten vor Herzenslust, als plötzlich die Hunde laut anschlugen. 
„Der Hirsch, der Hirsch!“ rief Friedrich Wilhelm, indem er sein 
Roß wandte. Ein stattlicher Hirsch brach aus dem Gebüsch und 
jagte am Seeufer entlang, verfolgt von der kläffenden Meute. 
Der Kurfürst war scharf hinter dem Flüchtlinge her; er war ganz 
der frohe, jugendliche Weidmann. Die Last des Alters hatte er 
abgeworfen, er lenkte das Pferd so sicher, wie es ehemals geschehen, 
wo noch die langen, braunen Haare um sein jugendliches Haupt 
im Winde flatterten.
	        
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