Full text: [Theil 3, [Schülerbd.]] (Theil 3, [Schülerbd.])

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verderben. Der Boden lst fähig zu jeglichem Anbau. Hier scheint 
sich die Zeugungskraft gesammelt zu haben, die dort versagt ward. 
Unter dem bleibenden Schnee der Alpeil dehnen sich die herrlich¬ 
sten Weiden aus, von der Wärme doppelt belebt, die an jenem 
wirkullsglvs vorüberging. An der kahlen Felswand ziehet sich ein 
üppiges Thal hinweg. Neben Moor und Heide, nur voll der blei¬ 
chen Binse und voll der Brombeerstaude belebt und menschlichem 
Fleiße nichts gewährend als die magere Frucht des Buchweizens oder 
des Hafers, erfreuen das Auge des Menschen die kräftigsten Fluren, 
geeignet zu den schönsten Saatfeldern lind zll deil herrlichsteil Erzeug- 
insseil des Gartenbaues. Fruchtbäume prangen in unermeßlicher 
Menge und iu jeglicher Art, vom sauren Holzapfel bis zilm lieblicheil 
Pfirsich. Hoch auf deil Bergen des Landes erhebt unter Buchen und 
Tannen die gewaltige Eiche ihr Haupt zu den Wolken empor lind 
blickt über Abhänge uild Hügel hinweg, welche deil köstlichen Weiil 
erzeugen, die Frellde der Menschen, in der Ferne wie iu der Nähe 
gesucht und gewüllscht von Hohen wie von Geriilgeil. 
Kein reißeildes Thier schrecket, fein giftiges Gewürm drohet, kein 
häßliches Uilgeziefcr quälet. Aber Überfluß gewähret das Laild arl 
nützlichem Vieh, ail steinern wie ain großem, für des Menschen Arbeit, 
Zwecke und Genüsse. Das Schaf trägt Wolle für das feinste Gespinst, 
der Stier verkündiget Kraft unb Stärke in Ball llnd Gestalt, das 
Pferd gehet tüchtig einher im Fuhrwerke, prächtig vor dem Wagen 
der Großeil lind stolz als Kampfroß unter dem Krieger, hier aus- 
dauernd uild dort. 
Jil ihrem Jillleril verbirgt die Erde große unb reiche Schätze. 
Aus rieten und unerschöpflichen Quellen sprudelt sie freiwillig deil 
Meilschen Heilung 51t und Gesundheit und Heiterkeit. Den fleißigeil 
Bergmann belohnt sie bald mit dem edelsten Gewürze, dem Salze, 
bald mit Silber lind Gold, hinreichend für deil Verkehr unb die 
Verzierung des Lebens, bald mit Eiseil in Menge, dem Manne zur 
Waffe lUld Wehr, zll Schlitz unb Schirm dem Volke. 
Ein solches Laild, mit so reicheil Gaben, Eigenschaften lind 
Kräften ausgestattet, ist voll der Natur unverkennbar bestimmt, ein 
großes und starkes Volk zu ernähren in Einfalt und Tugend und 
eine hohe Blldllllg des Geistes in diesem Volke durch Übung und 
Anstrengung zu erzeugeil, zu erhalten, zu fördcrii. 
Auch ist das Laild nicht' umsonst bestimmter Grenzen beraubt, 
gegen Morgeil wie gegen Abend und selbst gegen Mitternacht. „ Die 
Bewohner können sich gegen den Neid, die Habsucht unb deil Über¬ 
muts) fremder Völker auf nichts verlassen als auf ihre eigene Kraft. 
Es giebt für sie feine Sicherheit als in ihrem festen Zusammenhalten, 
in ihrer Einigkeit, in ihrer sittlichen Macht. 
Endlich ist deil Bewohilern dieses Laiides durch große und schölle 
Ströme das Meer geöffnet und der Zugang zur Welt. Aber das 
Meer dränget sich nicht so verführerisch an sie hinan oder zwischeil 
sie hinein, daß sic verlockt unb dem heimatlichen Boden entfrembet 
werden könnten. Vielmehr kann der edlere Mensch dem Gedanken aw 
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