vulkanischen Gegend glauben könute, und ringsum herrscht eine Stille,
ein Todesschweigen, welche das Herz mit Grauen erfüllen.
Die Heide ist in ihrer menschenleeren Einsamkeit ähnlichen Ein¬
druckes. Auch sie macht das Herz still und schwermüthig; aber un¬
gleich unheimlicher ist der Charakter des Moores. Die Heide zeigt
noch ein wechselndes Alis und Ab, oft in den weichsten Wellenlinien,
das Moor ist eine starre, unbewegte Ebene; in der Heide ruht das
Sonnenlicht warm auf den rothgelben Sandblößen und giebt mit
den rothen, grauen und weißen Steinen, die da umherliegen, ein
reizendes Spiel von Lichtern, Schatten und Reflexen, das Moor,
alle Strahlen einsaugend, alle Lichter und Farbentöne entbehrend,
zeigt nichts als sein trauriges Bramì und wieder Braun. Über die
Heide weht der Hauch der Romantik um die wachholderbewachsenen
Grabhügel verschollener Helden und Nordlandsreckeil, über dem halb-
verstlnkllen, granitnen Hünenstein, der einsam und wie ein graues
Räthsel aus sagenvoller Runenzeit ìms anschaut; über dem schwei¬
genden Moor aber schweben nur Tenfelssagen, gerade so unheimlich
und schwarz, wie es selbst ist. Die Heide hat ein emsig wim¬
melndes Thierleben. Es schwirrt die Heidlerche über ihr, muntere
Eidechsen schlüpfen hurtig durch das blühende Kraut, schnelle
Laufkäfer, oft von schönen glänzenden Farben, bevölkern alle Sand¬
blößen, die kleinen, reizenden Heidschmetterlinge, azurblau und glän¬
zend wie Atlas, oder auch stìlerfarbig, statten: und spielen, und eine
Unzahl schwirrender Grillen, stunmeilder Vielten lind anderer In¬
sekten wimmeln lind schwelgen auf den süßduftenden Blüten, so daß
alles lebt und webt, wohin man horcht. Wie anders das Thier¬
leben in den Mooren! Auch in ihm spricht sich die düstere Stim¬
mung der Landschaft aus; es ist spärlich und still, stiller als in jeder
andern Gegend. Da haust nur noch das Birkhuhn, die menschen¬
scheue Rohrdommel läßt in stiller Nacht ihr schaììerliches Brüllen
hören, die Sumpfeule nistet in den Höhlungen nnb Binsenbüschen,
und man sieht ste im Herbste und Winter oft mit lautlosem Fluge
wie ein graues Gespenst über das braune Land schweben; hie nnb
da stiegt eine Moorschnepfe vor dem Wanderer auf oder eine Be¬
kassine, die ihr heiseres „Rätsch" ausstößt. Sonst ist alles stumm,
denn and; Insekten hegt das Moor nur äußerst wenige. Ein Haupt¬
bewohner desselben aber ist die giftige, braungesteckte Kreuzotter, die
man an heißen Tagen oft spiralförmig zusammengerollt in der Sonne
liegen sieht. Auch die übelriechende Ringelnatter ist fast so häufig
wie Eidechsen, Frösche und Wassersalamander.
Diese anffatsenbe Ärmlichkeit dieses Thierlebens erklärt sich viel¬
leicht aus der eigenthümlichen Eigenschaft des Bodens, auf lange
Zeit die Winterkälte zu bewahren. Nirgends hält sich das Wintereis
sh lange wie im Moore. Mitten im Juni ist es vorgekommen, daß
die Torfgräber hier noch auf Eisschollen stießen. Wenu alles riilgs
umher lange schon grünt und blüht, liegt das Moor noch todt und
winterlich da und feiert erst seinen Lenz, wenu andere Gegenden ihn
fast vergessen haben. $. Mmr-,