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145. Die Sonnenstrahlen.
1. Die Sonne war aufgegangen und stand mit ihrer schönen,
glänzenden Scheibe am Himmel. Sie schickte ihre Strahlen aus,
um die Schläfer im ganzen Lande zu wecken. Da kam ein Strahl
zu der Lerche. Die schlüpfte aus ihrem Neste, flog in die Luft und
sang: ,,Liri, liri, li! Schön ist’s in der Früh’!“ —
2. Der zweite Strahl kam zu dem Häschen und weckte es auf.
Das rieb sich die Augen nicht lange, sondern sprang auf und lief
aus dem Walde. Dann suchte es sich auf der Wiese zartes Gras und
saftige Kräuter zu seinem Frühstücke. —
3. Ein dritter Strahl kam an das Hühnerhaus. Da rief der
Hahn: ,,Kikeriki!“ Und die Hühner flogen von ihrer Stange herab.
Dann gackerten sie im Hofe, suchten sich Futter und legten Eier
ins Nest. —
4. Ein vierter Strahl kam an den Taubenschlag zu den Täub¬
chen. Die riefen: „Ruckediku, die Tür ist noch zu!“ Und als die
Tür aufgemacht wurde, da flogen sie alle ins Feld. Dann liefen sie
über den Erbsenacker und lasen sich die runden Körner auf. —
5. Ein fünfter Strahl kam zu dem Bienchen. Das kroch aus
seinem Bienenkörbe hervor und wischte sich die Flügel ab. Dann
summte es über die Blumen und den blühenden Baum hin und trug
sich Honig nach Hause. —
6. Der letzte Strahl kam an das Bett des Faulenzers und wollte
ihn wecken; allein der stand nicht auf, sondern legte sich auf die
andere Seite und schnarchte, während die anderen Leute arbeiteten.
Nach Wilhelm Curtman.
146. Kirschenfest.
I. Willst Kirschen du huben,
dann melde dich ja!
Rot sind sie und reif schon,
wie eben ich sah.
Genug sind an Zweigen,
die nieder sich neigen,
für mich und für dich und die Sperlinge da.